Nostalgie trifft auf Realität: Warum „Die Sims“ schlecht gealtert ist
Heute feiert die Sims-Reihe ihren 25. Geburtstag. Ich habe es mir daher nicht nehmen lassen, die Installations-CD vom ersten Teil einzulegen und das Spiel nach etwa zwei Jahrzehnten nochmal zu starten. Wie sich herausstellt, war das ein Fehler.Ein Kommentar von Severin Pick.
Heute feiert die Sims-Reihe ihren 25. Geburtstag. Ich habe es mir daher nicht nehmen lassen, die Installations-CD vom ersten Teil einzulegen und das Spiel nach etwa zwei Jahrzehnten nochmal zu starten. Wie sich herausstellt, war das ein Fehler.
Ein Kommentar von Severin Pick.Nach einigen Erweiterungen standen neben der Sim Lane (oben rechts) einige Grundstücke bereit
Die Erfolgsformel für „Die Sims“ ist seit 25 Jahren unverändert: Ihr erstellt eine virtuelle Familie, die auf ein freies Grundstück oder gleich in ein fertiges Haus einzieht. 20.000 Simoleons, so der Name der In-Game-Währung, wollen für Grundstück, Wände, Türen, Fenster, Tapete und Bodenplatten ausgegeben werden. Und wenn man aufgepasst hat, bleibt auch noch Geld für Möbel übrig.
Die Story schreibt man selbst als unsichtbare Macht, die die eigenen Sims in ihrem Tun lenkt. Oder man überlässt sie einfach ihrer eigenen KI und lässt das Chaos ausbrechen. Dieses simple Prinzip funktioniert bis heute, die Spielmechaniken wurden aber konsequent weiterentwickelt. Nach meiner Kindheit mit Sims 1 habe ich nach Sims 3 nun auch einige Hunderte Stunden in Sims 4 gesteckt und beim Blick zurück auf den ersten Teil festgestellt, wie viel von dem, was im aktuellen Teil den Spaß ausmacht, im ersten noch nicht vorhanden war.
Ein bisschen Geld verdienen
Will man sich von Anfang an ein großes Anwesen leisten, fehlt es erstmal an Geld (soweit ist die Simulation schonmal korrekt). Das gilt im übrigen auch für Familien. Das Startkapital von 20.000 Simoleons gilt für einzelne Sims und auch für bis zu achtköpfige Familien. Da wird dann erstmal das Wohnzimmer zum Schlafsaal umfunktioniert, bis die ersten Gehälter auf dem Konto eingetroffen sind.Um den obligatorischen Küchenbrand kommt man in einer Runde Sims nicht herum
Diese Simoleons verdienen sich nicht alleine: Eine Karriere will eingeschlagen und die angehängte Karriereleiter erklommen werden. Womit wir auch bei einem der größten Knackpunkte des Spiels wären.
Im Vergleich zu den Nachfolgern fehlen Wochentage. Jeder Tag läuft also nach einem ähnlichen Schema ab: Aufstehen, arbeiten, nach Hause, für die Arbeit fortbilden, schlafen. Kinder werden jeden Morgen zur Schule geschickt. Und dazwischen bitte noch soziale Kontakte knüpfen und auf keinen Fall die Küche in Brand setzen. Auf Dauer fand ich dieses Gameplay zu repetitiv.
Frust auf dem Bau
Neben dem Live-Modus werden Sims-Spielende auch einiges an Zeit im Kauf- und Bau-Modus verbringen. Leider kamen aber viele Komfort-Funktionen erst mit den Nachfolgern ins Spiel. Bestehende Tapeten oder Böden wiederzufinden, geht in den Nachfolgern mit der Pipette. Im ersten Teil muss man sich durch den Katalog durchblättern, der mit jeder Erweiterung unübersichtlicher wurde. Oder man zahlt gleich für eine komplette Neutapezierung des Zimmers.
Wände einfach verschieben? Geht auch nicht. Hier heißt es: Deko abmontieren, Wand abreißen, neue Wand aufbauen, Fenster und Türen neu setzen, und die Möbel wieder dahin schieben, wo sie hin sollen. Eine Aktion, die in Sims 4 also gerade einmal zwei Klicks benötigt, nimmt im ersten Teil mehrere Minuten in Anspruch. Das macht man dann für ein bis zwei Wände, danach überwiegt aber der Frust über die fehlenden Möglichkeiten.Das Basisspiel auf CD-ROM
Und dennoch bleibt der erste Teil charmant
Die Grafik ist aus heutiger Sicht unspektakulär, die Animationen steif, der Soundtrack und die Sprache der Sims aber legendär. Für mich versprüht der erste Teil der Sims-Reihe noch einiges an Charme. Nach einer Stunde des „richtigen Spielens“ musste ich aber mit den Regeln brechen, den „rosebud“-Cheat auspacken und meinen Sims erstmal eine Auszeit von der Arbeit gönnen. So war das Spiel deutlich erträglicher.Link
Und jetzt, nachdem ich zum Jubiläum ein paar Stunden in das Original investiert habe, kann ich es besten Gewissens wieder beiseitelegen. Meine nostalgische Verklärung des Spiels hat sich weitestgehend aufgelöst: Es ist für seine Zeit gut, aus heutiger Sicht gibt es aber keinen Grund, es nochmal auszupacken. Ich gönne mir jetzt noch eine Runde im vierten Teil, da haben meine Sims einen abwechslungsreichen Alltag, ich kann das Eigenheim einfacher umbauen, und da geht auch nicht alle paar Minuten ein Herd in Flammen auf.