Krypto: Bayern-Spieler werben für Krypto-Plattform – wer steckt hinter Bitpanda?
Thomas Müller und andere Fußballspieler des FC Bayern werben derzeit für Bitpanda. Wer aber steckt hinter dem Krypto-Unternehmen, das sich auch in den deutschen Wahlkampf einmischt?
Thomas Müller und andere Fußballspieler des FC Bayern werben derzeit für Bitpanda. Wer aber steckt hinter dem Krypto-Unternehmen, das sich auch in den deutschen Wahlkampf einmischt?
In der Kabine des FC Bayern scheinen die Spieler beeindruckt. Sie beugen sich über ein Handy und sprechen über die vielen und vor allem sicheren Anlagemöglichkeiten bei Bitpanda. „Dann sind die wie der FC Bayern unter den Kryptobrokern", sagt Thomas Müller und wirkt dabei mal mehr und mal weniger überzeugt. Ein Werbeclip, wie er in der Halbzeit eines Bundesligaspiels laufen könnte.
Der Kryptobroker Bitpanda ist gerade überall. In ganz Deutschland hängen die Plakate des Unternehmens, oft mit bekannten Sportstars wie Alexander Zverev, Dominic Thiem oder eben den Bayernspielern. „Wir haben gesagt, wenn Fußball, dann mit dem FC Bayern und keinem anderen Verein“, sagt Eric Demuth, Gründer und CEO von Bitpanda, im Gespräch mit dem Stern. Das Selbstverständnis seiner Firma bringt er damit auf den Punkt. „Wir wollen uns auch im Finanzbereich als Premiummarke etablieren. Und da willst du dich immer mit den Besten assoziieren.“ Sein Versprechen: In der komplexen und risikoreichen Kryptowelt macht es Bitpanda einfach und sicher, in die Digitalwährungen zu investieren – abgesegnet von den Spielern des FC Bayern. Wer aber ist das Unternehmen hinter der Werbung?
Einfach in Kryptowährungen investieren
„Unsere Idee war ursprünglich ein ganz einfacher Webshop: Mit deiner Kreditkarte kaufst du Bitcoin, fertig“, sagt Demuth in einem Videocall. „Daraus wurde eine Plattform, die Leute konnten die Coins bei uns lagern und mit der Zeit kam immer mehr dazu.“ Grundsätzlich können die Nutzerinnen und Nutzer über die App in Kryptowährungen, inzwischen aber auch in Aktien und ETFs investieren. Bitpanda selbst verdient Geld über Gebühren, die beim Kauf- und Verkauf von Kryptowährungen fällig werden. Ziel ist laut Demuth, alles so einfach wie möglich zu halten: „Wenn jemand unsere App zum ersten Mal in der Hand hat, soll er damit klarkommen. Es soll so intuitiv wie möglich sein, sodass du keine Betriebsanleitung brauchst, um Bitcoin zu kaufen.“
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Gegründet wurde Bitpanda 2014 in Wien. Zu den Investoren gehören bekannte Namen wie Peter Thiel, Milliardär und rechtslibertärer Einflüsterer von US-Vizepräsident JD Vance oder der Hedgefonds-Manager Alan Howard. Bitpanda wuchs schnell, bereits im Jahr 2021 belief sich die Bewertung auf 1,2 Mrd. Dollar und erreichte im gleichen Jahr den „Einhorn“-Status – als erstes Start-up aus Österreich.
Heute hat Bitpanda eigenen Angaben rund sechs Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Erst Anfang des Jahres erhielt das Unternehmen die sogenannte Micar-Lizenz, die zum EU-weiten Handel mit Digitalwährungen berechtigt. Generell hebt Bitpanda hervor, dass es mehrere Lizenzen der Behörden hat, auch um sich vom restlichen Kryptomarkt abzugrenzen, dem nach wie vor der Ruf nachhängt, unsicher zu sein.
Das erlebte Bitpanda im Jahr 2022. Als der Kryptomarkt crashte, fiel der Nettoumsatz von Bitpanda um 80 Prozent. Demuth und seine Kollegen entließen rund 270 Angestellte – das sei aber notwendig gewesen, sagt Demuth heute, der das Krisenjahr als seinen „größten Erfolg“ bezeichnet. „Wir hatten den Fehler gemacht, davor zu viele Leute zu schnell einzustellen. Als es mit Krypto dann bergab ging, mussten wir einen harten Cut setzen – der aber gesund für die Firma war. Die Grundlage dafür, wo wir jetzt stehen, haben wir 2022 eigentlich geschaffen.“ Im Jahr darauf machte Bitpanda wieder fast 14 Mio. Euro Gewinn. Die Zahlen für 2024 sind noch nicht öffentlich, liegen aber laut Demuth noch einmal deutlich höher.
Marketing mit der Sportbranche
Ein Grund dafür dürfte auch das aggressive Marketing sein. Bitpanda hat sich dabei stark auf die Sportbranche konzentriert. Neben dem FC Bayern sind auch die US-Footballliga NFL und der AC Mailand Partner des Kryptobrokers. Das lassen sich Demuth und seine Firma etwas kosten: Das Marketingbudget ist demnach ein „ordentlicher zweistelliger Millionenbetrag“.
Für Aufsehen hat Bitpanda zuletzt auch gesorgt, weil es in den deutschen Wahlkampf eingriff. Das Unternehmen spendete jeweils 500.000 Euro an CDU, SPD und FDP, zusätzlich 250.000 Euro an die CSU. Die Grünen und die AfD gingen leer aus. „Ohne demokratische Rahmenbedingungen gäbe es weder Bitpanda noch die Möglichkeiten, die ich als Gründer hatte“, sagte Demuth Mitte Januar dazu. Der Verein „Lobbycontrol“ dagegen hält es für nicht glaubhaft, dass „die Millionenspende hier nicht zur Durchsetzung von politischen Forderungen dient“. Zuvor war Bitpanda laut Lobbyregister nicht in Deutschland aktiv, trug aber wenige Tage nach der Spende ein, Gespräche mit Politikerinnen und Politikern zu führen, um „regulatorische Rahmenbedingungen für Kryptowährungen und digitale Assets zu diskutieren“.
Wie lange geht der Krypto-Boom?
Im aktuellen Krypto-Boom ist Bitpanda jedenfalls ein Gewinner – und Demuth rechnet damit, dass das auch so bleibt: „Ich sehe wirklich gar keine Blocker. Ich sehe gar keinen Nebel, ich sehe keine Ungewissheit. Das hat es noch nie gegeben. Die ganze Industrie ist sehr erwachsen geworden. Die Regulierung hat sehr gutgetan.“ Ein Grund dafür sei, dass in Zukunft niemand mehr um Krypto herumkomme, auch die Banken und die klassischen ETF-Anleger nicht.
Sich auf diese Marktanteile in Europa zu fokussieren, das ist auch Bitpandas Strategie für das laufende Jahr. „Denn der Markt, vor allem der B2B-Markt, der Finanzmarkt und die Banken bewegen sich da rein. Der klassische Finanzmarkt steht vor großen Erneuerungen – und da wollen wir mit dabei sein“, sagt Demuth. B2B bezeichnet Geschäftsbeziehungen zwischen zwei Unternehmen.
Ob der Kryptomarkt wirklich weiter so stark wächst, ist allerdings umstritten. Ökonomen wie der Würzburger Professor Peter Bofinger warnen davor, dass die Blase auch wieder platzen könnte. Das dürfte dann auch Bitpanda treffen – allerdings wird ja auch der FC Bayern nicht mehr jedes Jahr Meister.
Dieser Artikel ist eine Übernahme des Stern, der wie Capital zu RTL Deutschland gehört. Auf Capital.de wird er zehn Tage hier aufrufbar sein. Danach finden Sie ihn auf www.stern.de.