Generationenfrage: Deswegen kommen die Generationen beim Sprechen nicht zusammen

Die Jugend von heute ... Typisch Boomer! In der BRIGITTE-Kolumne Generationenfrage dürfen Jung und Alt ungeniert Fragen stellen, um die Eigenheiten der jeweils anderen Generation besser zu verstehen. 

Feb 4, 2025 - 23:49
 0
Generationenfrage: Deswegen kommen die Generationen beim Sprechen nicht zusammen

Die Jugend von heute ... Typisch Boomer! In der BRIGITTE-Kolumne Generationenfrage dürfen Jung und Alt ungeniert Fragen stellen, um die Eigenheiten der jeweils anderen Generation besser zu verstehen. 

Was hat es mit den ständigen WhatsApp-Storys der Ü40er auf sich? Woher kommt die Angst vorm Telefonieren bei den Jüngeren? Und warum bedankt sich die ganze Welt eigentlich bei Beyoncé #thankyoubeyonce? Die Redakteur:innen der BRIGITTE möchten nicht länger übereinander reden, sondern miteinander. Deshalb fragen sie von nun an einfach mal gegenseitig nach ...

Eva, 28: Im Deutschen wird in vielen Kontexten immer noch das generische Maskulinum genutzt, dabei werden Personen, Berufe und Co. grammatisch männlich bezeichnet, obwohl es in aller Regel auch eine weibliche Form gibt. Ich bin selbst eine Frau und finde es nicht zu viel verlangt, nicht bloß mitgemeint, sondern explizit angesprochen zu werden. Daher ist es für mich mittlerweile ganz selbstverständlich geworden, gendergerechte Sprache in meinem Alltag zu nutzen. Auch weil es Menschen gibt, die sich weder in die Kategorie "männlich" noch "weiblich" einordnen. Ich frage mich, warum es eurer Generation so schwerfällt, zu gendern oder zumindest zu akzeptieren, dass andere es tun?

Andrea, 57: Nach offizieller Zählung gehöre ich nicht zu den Boomern, sondern in die Generation X, und ehrlich gesagt hatte ich zuerst auch nicht so recht verstanden, warum wir nun gendern sollen. Ich fand den Ansatz eher exklusiv als inklusiv, denn zum einen klangen die neuen Formen immer etwas künstlich, ja manieriert. Und ich musste an Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche denken oder an solche, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist. Dass es ihre Teilhabe eigentlich erschwert. 

Außerdem schwingt tatsächlich dieses "Du sollst!" mit. Anderenfalls bekommst du das Weiße-alte-Frau- oder Weißer-alter-Mann-Mäntelchen umgehängt und wirst von den aufgeklärten jungen Leuten geächtet. Der Klassiker, um eine veritable Trotzreaktion hervorzurufen! Und trotzig sein können auch "die Alten".
Ich habe in der Diskussion ums Gendern auch von Anfang an eine gewisse Strenge empfunden. Die Bereitschaft, zu gendern, oder eben nicht, war unmittelbar mit einer inhaltlichen Wertung verbunden. Überspitzt ausgedrückt: Wer die kurze Pause bei Kolleg:innen ausspricht, gehört zu den Guten, alle anderen sind wahlweise konservativ, altmodisch, rückwärtsgewandt, oder unbelehrbar und queerfeindlich dazu. 

Dabei wurde ich in die aufkeimenden 68er-Jahre hineingeboren. Als ich klein war, kamen Kinderläden und antiautoritäre Erziehung auf, später wurden wir die ersten Punks. Als hätten wir nie für gesellschaftlichen Wandel gekämpft! Ich glaube, viele, die sich mit dem Gendern schwertun, stehen dem eigentlichen Ansinnen gar nicht kritisch gegenüber. Es wäre schön, wenn man uns keine böse Absicht unterstellt. Und uns die Idee noch einmal in Ruhe erklärt. Sicher, Sprache wandelt sich. Vielleicht brauchen wir nur noch ein bisschen mehr Umgewöhnungszeit.