EU-Autogipfel: Kraftfahrzeuggewerbe fordert technologieoffenen Ansatz

Im Vorfeld des EU-Autogipfels in Brüssel haben mehrere europäische Kfz-Verbände, darunter der ZDK, die Berücksichtigung ihrer Expertise im strategischen Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie gefordert. In einem Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin […]

Jan 30, 2025 - 19:52
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EU-Autogipfel: Kraftfahrzeuggewerbe fordert technologieoffenen Ansatz
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Im Vorfeld des EU-Autogipfels in Brüssel haben mehrere europäische Kfz-Verbände, darunter der ZDK, die Berücksichtigung ihrer Expertise im strategischen Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie gefordert.

In einem Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonten sie die zentrale Rolle des Kfz-Gewerbes mit seinen 4,5 Millionen Beschäftigten für Mobilität und Verkehrssicherheit in Europa. Die Transformation zu einer klimaneutralen Mobilität sei ohne die Autohäuser und Werkstätten nicht machbar.

Die Verbände aus Deutschland, die Niederlanden, Belgien und Frankreich kritisieren insbesondere das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035, warnen vor wirtschaftlichen Schäden und plädieren für Technologieoffenheit, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zudem sehen sie die Elektromobilität als unzureichend entwickelt an und fordern mehr Investitionen in regenerative Kraftstoffe. Der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur und unrealistische Zulassungsprognosen würden die gesetzten Klimaziele gefährden.

Ein weiteres Problem sei die drohende CO₂-Bepreisung, die Benzin und Diesel deutlich verteuern könnte. Dies würde vor allem Menschen mit geringem Einkommen benachteiligen. Die Verbände fordern daher schnelle Lösungen für bezahlbare Elektrofahrzeuge und alternative Kraftstoffe.

Die Forderungen des Kfz-Gewerbes an die EU-Kommission:

  • Der früh postulierte Zwang zum Verbrenner-Aus ab 2035 hat bislang erheblichen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Die zwanghafte Fokussierung auf E-Mobilität funktioniert nicht so wie geplant, die Kundinnen und Kunden warten ab oder entscheiden sich für Verbrenner. Auch deshalb ist ein technologieoffener Ansatz notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die EU setzt als bisher weltweit einzige Organisation auf das Verbrenner-Aus. Damit droht mittelfristig der Ausschluss vieler Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer von klimaneutraler individueller Mobilität.
  • Um dauerhaft eine nachhaltige und bezahlbare Mobilität in Europa zu sichern, brauchen wir ein hohes Maß regenerativer Kraftstoffe. Denn der Antriebswechsel zur Elektromobilität hinkt massiv hinter den Erwartungen zurück. In Deutschland liegen wir mit 50 Prozent hinter den Erwartungen bei den Neuzulassungen von BEV. Auf das Jahr 2030 prognostiziert schaffen wir statt 15 Millionen nur knapp die Hälfte im Bestand.
  • Die Revision der CO2-Flottenregulierung muss auf dieses Jahr vorgezogen werden, die Zielerreichung gehört auf den Prüfstand. Erneuerbare Kraftstoffe müssen auf die Flottengrenzwerte für Pkw und Lkw anrechenbar sein. CO2-Minderungen durch bereits beigemischte regenerative Kraftstoffe müssen etwa mit der Einführung eines Kohlenstoffkorrekturfaktors auf die Flottenziele anerkannt werden. Die CO2-Emissionen sollten im Rahmen der Flottenregulierungen zukünftig über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge und ihrer Antriebsenergie betrachtet werden. Bisher fließen lediglich die lokalen Emissionen im Fahrbetrieb in die CO2-Bilanzen ein.
  • Europa ist für die Transformation zur Elektromobilität noch nicht bereit und hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Wenn sich die Ausbaugeschwindigkeit nicht massiv ändert, werden wir das im nationalen Ausbauplan der Ladeinfrastruktur postulierten Ziel von einer Million öffentlicher Ladepunkte bis zum Jahr 2030 vermutlich um 40 Prozent verfehlen. Gleiches gilt auf europäischer Ebene. Das von der Europäischen Union selbst gesteckte Ziel, bis zum Jahr 2030 rund 3,5 Millionen Ladepunkte zu schaffen, wird um 60 Prozent und damit um 2 Millionen Ladepunkte verfehlt, wenn die Ausbaugeschwindigkeit gleichbleibt.
  • Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen und die E-Mobilität nicht vorankommt, wird der CO2-Preis explodieren. Bis zum Jahr 2030 kann dieser Preis in Deutschland auf 300 Euro pro Tonne ansteigen. Das wären zusätzlich rund 70 bzw. 80 Cent pro Liter Benzin bzw. Diesel. Hierdurch würden Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben einen Neuwagen leisten konnten, von der Automobilität schrittweise ausgegrenzt. Wir brauchen auch bezahlbare Elektrofahrzeuge und alternative Kraftstoffe, und zwar schnell. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Politik, sondern auch für die Hersteller und die Mineralölbranche. Unsere Kunden erwarten Lösungen – und zwar jetzt!

Der ZDK in Bonn, Berlin und Brüssel vertritt nach eigenen Angaben die berufsständischen Interessen von 39.370 Autohäusern, Karosserie- und Kfz-Meisterbetrieben mit 470.000 Beschäftigten.


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