Alice Weidel zerstört Caren Miosga!

Der Titel unseres Artikels stimmt natürlich so nicht. Aber es spielt absolut keine Rolle, denn für viele Menschen in Deutschland ist das die Quintessenz der gestrigen Einladung von AfD-Rechtsextremistin Alice Weidel bei Caren Miosga. Die Sendung mit Caren Miosga war erneut ein trauriges Paradebeispiel dafür, wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR) den Faschisten kostenlose PR liefert… Weiterlesen Alice Weidel zerstört Caren Miosga! The post Alice Weidel zerstört Caren Miosga! appeared first on Volksverpetzer.

Feb 4, 2025 - 08:33
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Alice Weidel zerstört Caren Miosga!

Der Titel unseres Artikels stimmt natürlich so nicht. Aber es spielt absolut keine Rolle, denn für viele Menschen in Deutschland ist das die Quintessenz der gestrigen Einladung von AfD-Rechtsextremistin Alice Weidel bei Caren Miosga. Die Sendung mit Caren Miosga war erneut ein trauriges Paradebeispiel dafür, wie der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk (ÖRR) den Faschisten kostenlose PR liefert – in der naiven Hoffnung, man könne den Faschismus schon irgendwie „entzaubern“, wenn man seine Vertreter nur oft genug vor laufende Kameras setzt. Doch Weidel konnte wieder erfolgreich ihre Propaganda platzieren. Und nichts anderes kommt bei den meisten an, die nur gut inszenierte Ausschnitte im Netz sehen. In gewisser Weise hat Miosga also doch verloren – denn den Hass der Rechten kriegen sie und ihre Kollegen trotzdem.

HALBE MILLION DEMONSTRANTEN GEGEN RECHTSRUCK – DIE MEDIEN VERHARMLOSEN

Dabei zeigt ein Blick auf die Straße ein völlig anderes Bild: Allein am vergangenen Wochenende sind über eine halbe Million Menschen überall in Deutschland auf die Straße gegangen, um ein klares Zeichen gegen den Rechtsruck und gegen die AfD zu setzen. Ob in Großstädten oder in kleineren Kommunen – die Demonstrationen sind die größte Protestbewegung in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Der Gipfel der Ironie? Die großen Medien behandelten diese gewaltige Welle des Widerstands oft so, als handele es sich um ein Nischenphänomen: Man hörte oft nur von „Zehntausenden“. Die Demonstrationen sind ständig nur eine Randmeldung.

Stattdessen wird der Fokus zuverlässig und großzügig auf die rechtsextreme Partei gerichtet – so, als wäre ihr Boom wichtiger als die Botschaft der Mehrheit, die klare Kante gegen Faschismus zeigt. Und wem wird dann auch noch munter der rote Teppich ausgerollt? Jenen, gegen die gerade protestiert wird – während die Mehrheit, die sie entschieden ablehnt, medial zur Randnotiz verkommt. Wie der Spiegel berichtet, ist es in der ÖRR-Spitze sogar Konsens, die Faschisten NOCH MEHR einzuladen.

DER WEIDEL-AUFTRITT BEI MIOSGA: Kaum WIDERREDE

Die von vielen herbeigesehnte „Entlarvung“ der AfD-Chefin Alice Weidel bei Caren Miosga war – wie zu erwarten – grandios gescheitert. Weidel durfte in aller Ausführlichkeit ihre gängigen Narrative und Falschaussagen verbreiten. Angefangen bei einer bemerkenswerten Relativierung des Holocausts – sie redete von angeblicher „Instrumentalisierung“ des Gedenkens und verwendet seit Jahren selbst den Neonazi-Begriff „Schuldkult“, um die Verantwortung Deutschlands für seine Geschichte kleinzureden. Miosga versuchte zwar, das zu hinterfragen, aber so richtig fundiert oder durchgreifend eingeordnet wurde Weidels revisionistisches Gerede nicht.

Das größte Problem ist dabei nicht nur, was Weidel sagt, sondern wie sie das ungestört tun kann. Da fallen Sätze zu Migration und angeblicher „Überfremdung“ – und währenddessen bleibt der Kontext der AfD-Forderung nach „Remigration“ (Massenvertreibungen auch deutscher Staatsbürger, in Höckes Worten eine „wohltemperierte Grausamkeit“) leider unbenannt.

Ob ihr ein Moderator oder eine Moderatorin widerspricht oder nicht: In der Parallelwelt der AfD-Clips, Tiktok-Schnipsel und Social-Media-Postings wird jedweder Widerspruch einfach herausgeschnitten oder passend verfremdet – übrig bleibt nur Weidels Propaganda. Und so bleibt der Eindruck einer souverän agierenden „Alice Weidel“, die mit minimalster Gegenrede klarkommen muss und dadurch noch zusätzlich an Aufmerksamkeit gewinnt. So kriegen die Kanäle mit der rechtsextremen Propaganda hunderttausende Views – wie man über die Sendung zu denken hat, wird gleich klar vorgegeben:

KEINE „ENTLARVUNG“ – IMMER NUR KUSCHELKURS

Dass mit jedem Auftritt eigentlich das Gegenteil von „Entlarvung“ passiert, zeigt sich seit Jahren. Der ÖRR wiederholt die immer gleichen Fehler in Talkshows: Man hofft offenbar, mit der zigsten Einladung rechtsextremer Gesichter werde sich der Faschismus schon selbst demontieren. Irgendwann vielleicht. Ganz bestimmt. Es herrscht ein permanenter „Kuschelkurs“, der den AfD-Funktionären erlaubt, sogar völlig unwidersprochen Gegenstände der Zeitgeschichte umzudeuten („Hitler war ein Kommunist!“), rassistische Narrative auszurollen oder den Holocaust herunterzuspielen.

Fast jede Woche wird ein neuer „Auftritt“ diskutiert, fast jede Woche prangt das Gesicht von Weidel, von Storch, Chrupalla oder Höcke in den Nachrichten. Und viel zu oft ohne jene Entlarvung oder Kommentierung. Zumindest nicht in den Schlagzeilen und Reels – da, wo die Propaganda wirkt. Und währenddessen jubeln die Rechtsextremen über gratis PR-Clips, die sie eifrig in ihren eigenen Kanälen verwerten. Die wenigen, bemühten Faktenchecks gehen im Mediendickicht unter; fast niemand liest sie, jedenfalls im Vergleich zu den Millionen Aufrufen, die eine viral gegangene Weidel-Inszenierung in sozialen Netzwerken erreicht. Auch die seriösen Medien packen ihre Propaganda oft schön in die Schlagzeilen:

Flood the ÖRR With shit

Einen guten Artikel zum Thema hat auch Übermedien veröffentlicht und als Beispiel eine ältere Sendung genommen, in welcher AfD-Chef Chrupalla bei Lanz Desinformation über Russland verbreiten kann:

„Das Publikum erfährt nichts über die Russland-Connections der AfD. Nichts darüber, wie pro-russische Accounts auf TikTok AfD-Inhalte unterstützen oder AfD-Leute in Russland als „Wahlbeobachter“ oder nützliche Idioten im Staatsfernsehen auftreten. Wohl aber erfährt man bei Lanz vom AfD-Politiker Urban, dass es sich in Russland angeblich seit Jahrzehnten besser leben lässt als in der Ukraine. „Flood the zone with shit“, lautet eine rechte Medienstrategie. In solchen Momenten werden TV-Talks tatsächlich mit falschen Informationen überflutet – und werden so zu Desinformationsschleudern.“

Noch schlimmer wird es, wenn Miosga im false balancing komplett ins imbalancing umschwingt – und zusammen mit einer Faschistin, einer Autolobbyistin in der CDU und dem rechten Journalisten der WELT diskutiert, die ja bekannterweise einen unfassbaren Rechtsdrall hat. Kein Experte, nicht mal eine Stimme links von Rechts der Mitte zu sehen. Man stelle sich die Reaktionen vor, der ÖRR würde eine Talkshow senden, in der ein Grünen-Politiker der RECHTESTE der Gäste wäre. Der Rundfunkbeitrag wäre morgen abgeschafft.

WISSENSCHAFTLICH BESTÄTIGT: EINLADUNGEN STÄRKEN DIE RECHTSEXTREMEN

Es ist ja auch nicht so, dass wir hier nur mit Bauchgefühl argumentieren würden. Studien belegen eindeutig, dass Auftritte rechtsextremer Politiker*innen in großen Medienformaten tendenziell die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen erhöhen. Man lässt sich von der Idee leiten, man könne sie „stellen“, ihnen „widersprechen“ und sie durch Gegenargumente so quasi „unschädlich“ machen. Die Realität zeigt das Gegenteil.

Wir haben vor einer Weile bereits über eine Studie geschrieben, die sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Fazit: Interviews und Auftritte rechtsextremer Akteure im Fernsehen führen dazu, dass ihre Ansichten und Statements eine höhere Zustimmung in der Bevölkerung erzielen. Die „Entzauberung“ rassistischer, rechtsextremer und falscher Statements, welche durch solche Auftritte angestrebt werden soll, findet also überhaupt nicht statt. Im Gegenteil.

Auch kritische Journalisten verfehlten laut der Studie ihre Wirkung, dass Zuschauer rechtsextreme Aussagen hinterfragten. Im besten Fall können gekonnte Journalistinnen wie Maischberger den Schaden für das Mainstream-Publikum reduzieren und negieren. Auch Professor Abou-Chadi erklärte nach einer Lanz-Sendung im letzten Jahr bereits:

„Diese Woche sind AfD Politiker wieder in allen Talk Shows zu Gast. Viele ihrer Aussagen bleiben unhinterfragt. Forschung zeigt klar wie das rechtsextreme Positionen legitimiert. Die Idee man könnte sie stellen ist eine Illusion. Medien legitimieren weiter radikal rechts.“ [sic]

Zudem häufen sich Auswertungen, wonach ARD, ZDF & Co. die AfD geradezu überproportional häufig einladen und ihr eine Reichweite ermöglichen, die ihre eigentliche parlamentarische Relevanz übersteigt. Gerade im Wahljahr 2024 bekam die rechtsextreme Partei extrem viel Reichweite geschenkt: Mehr als die Grünen oder Linken, die immerhin im Bund respektive den Bundesländern Thüringen und Sachsen, in denen gewählt wurde, an den jeweiligen Regierungen beteiligt sind. In Thüringen lag sie sogar auf Platz 1 in der Berichterstattung – wohlgemerkt bevor sie dann auch stärkste Kraft wurde. Wenn man sich dann noch wundert, warum die Umfragewerte der Rechten steigen, ist das schon beinahe naiv.

SCHULDGEFÜHLE, „LINKSGRÜN“ UND EINE OFFENE RECHTS-WENDE

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte eigentlich den Auftrag, die Bevölkerung aufzuklären. Doch jahrelang ließ man sich das absurde Märchen von „linksgrünversiffter Propaganda“ einreden, das die AfD und andere Ultrarechte so erfolgreich streuen. Nun scheint man im ÖRR in eine reflexhafte Gegenbewegung gefallen zu sein und gießt das Gegenteil ins Programm: mehr und mehr Rechtsextreme, mehr und mehr Sendezei. Oder freut man sich einfach nur über die tollen Einschaltquoten?

Die Folge? Ein spürbarer Rechtsdrall. Plötzlich ist von „Mut“ die Rede, wenn man Faschist Höcke einlädt, der ganz offen von „wohltemperierter Grausamkeit“, Massendeportationen, bei denen wir „leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen.“ und „Aderlass“ schwadroniert. Während Hunderttausende – zum Teil Millionen – gegen diesen Rechtsruck und die Normalisierung von Faschismus protestieren, scheinen die Verantwortlichen beim ÖRR stur zu ignorieren, dass sie aktiv mithelfen, den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben.

FAZIT: HÖRT AUF DAMIT, DEM FASCHISMUS EINE BÜHNE ZU GEBEN

Alice Weidel konnte auch bei Caren Miosga wieder einmal propagieren, was sie will. Eine echte „Zerstörung“ gab es nicht – außer, dass Weidel den Journalismus unserer öffentlich-rechtlichen Sender erneut vorgeführt hat. Das Problem ist dabei nicht Miosga persönlich, sondern ein grundsätzliches Versagen einer ganzen Senderlandschaft, die aus jahrelangen Fehlern nicht lernt.

Anstatt führenden Faschisten immer neue Auftritte zu schenken, müsste man sie mit fundierten Recherchen, Hintergründen und klaren Fakten konfrontieren . Ohne ihnen eine prominente Bühne zur direkten Selbstdarstellung zu bieten. Ein Interview, das erst nach Einordnung von Faktenchecks ausgestrahlt wird? Interview-Ausschnitte, die man von Experten oder auch mal irgendwem anderen aus dem politischen Spektrum als rechts der Mitte diskutieren und einordnen kann? Damit nicht „Weidel zerstört Miosga“ bei den Leuten ankommt. Damit nicht Tiktok so aussieht:

Allein in den letzten Wochen sind fast eine Million Menschen auf die Straßen gegangen. Es gibt eine große Mehrheit in diesem Land gibt, die den Faschismus entschieden ablehnt. Doch gerade diese Mehrheit wird von den großen Medienhäusern immer wieder aufs Abstellgleis geschoben, während Rechtsextreme hofiert werden. Warum lassen wir uns von BILD & AfD diktieren was und worüber wir reden sollen? Fakt ist: Das klappt nicht. Und wir dürfen nicht warten, bis sich diese Erkenntnis endlich überall durchsetzt, während sich die Demokratie weiter auszehren lässt.

Hört auf, jede Woche AfD-Personal einzuladen. Hört auf, Weidel & Co. zur Primetime reden zu lassen. Wenn ihr etwas gegen den Faschismus tun wollt, gebt ihm nicht auch noch die größte Bühne. Am heutigen Montag ist wieder Beatrix von Storch bei Hart aber Fair. Wir taumeln sehenden Auges in den Faschismus und weigern uns, irgendetwas anders zu machen.

Zum Thema:

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Teile des Artikels wurden mit maschineller Hilfe erstellt. Artikelbild: Screenshot www.ardmediathek.de

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