Wie du jetzt deine Stromkosten senken kannst

Seit 2025 müssen ­Energieversorger sogenannte dynamische ­Stromtarife anbieten. Wie diese funktionieren, was es dafür braucht und wie du davon profitierst. Die wichtigsten Punkte einfach erklärt. The post Wie du jetzt deine Stromkosten senken kannst appeared first on impulse.

Feb 4, 2025 - 23:41
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Wie du jetzt deine Stromkosten senken kannst
Normalerweise sind Stromkosten ein fester Posten in der Betriebsrechnung. Der Preis ist fest mit dem Stromanbieter vereinbart, und jeden Monat geht ein fester Betrag vom Konto ab. Nur am Jahresende gibt es vielleicht je nach tatsächlichem Verbrauch noch eine kleine Nach- oder Rückzahlung. In diesem Jahr kann das allerdings anders aussehen. Denn seit 2025 müssen Energie­versorger auch sogenannte dynamische Tarife anbieten. Das heißt, es gibt keinen festen Preis und keinen Abschlag. Abgerechnet wird monatlich nach dem tatsächlichen Verbrauch und tatsächlichen Strompreis. Klingt neu, ist es aber eigentlich nur in Deutschland. „Im EU-Ausland gibt es solche Tarife größtenteils schon lange“, sagt Jan Mayer, Wissenschaftler beim Forschungsinstitut Fortiss in München und Experte für Energie. Die Bundesrepublik hinke hinterher, nun hat sie die EU-Novelle aus 2019 ­umgesetzt. Und das könne sich für ­gewerbliche Abnehmer auszahlen, sagt Mayer. Wie sich Strompreise verteuert haben Denn die Preise der Festpreistarife haben sich in der Vergangenheit kontinuierlich verteuert. 2024 kostete Strom rund 40 Prozent mehr als noch 2015, zeigen Daten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Firmen mit einem Verbrauch bis zu 100 000 Kilowattstunden (kWh) haben Mitte 2024 bei Neuabschluss eines Vertrags durchschnittlich 25,03 Cent/kWh bezahlt, weist das Infoportal Strom-Report aus. Dabei liegt der tatsächliche Preis, zu dem der Energieversorger den Strom einkauft, oft deutlich darunter. Profitieren können Stromkunden von dieser Lücke aber nur mit dynamischen Tarifen. Welche Voraussetzungen braucht es, was kostet es und wann lohnt sich der Umstieg? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Wie der Strompreis entsteht Der Einkaufspreis, den Energieversorger ­bezahlen, schwankt – und zwar ständig. Denn Strom wird wie auch Rohstoffe an der Börse gehandelt. Entsprechend funktioniert die Preisdynamik. Hohes Angebot, wenig Nach­frage: geringer Preis. Kleines Angebot, starke Nachfrage: hoher Preis. Solar- und Windkraftanlagen etwa erzeugen am Tag viel Strom – manchmal mehr, als benötigt wird. „Im Durchschnitt sind die Strompreise tagsüber und am Mittag deswegen günstiger“, sagt der Strom­experte Mayer. „Also genau zu den Uhrzeiten, zu denen die meisten KMU arbeiten und entsprechend Strom verbrauchen.“ Bei einem normalen Tarif bekommen Stromkunden von den Schwankungen nichts mit. Sie zahlen einen von Stromanbietern kalkulierten Durchschnittswert fürs ganze Jahr – unabhängig davon, was der Strom in dem Zeitraum wirklich gekostet hat. Nur bei einem dynamischen Tarif bezahlen Kunden genau den Preis, der in dieser Minute für ihren verbrauchten Strom anfällt. Welchen Stromzähler du für dynamische Stromtarife brauchst Wer in den Genuss eines dynamischen Tarifs kommen will, braucht einen entsprechenden Stromzähler. Normale Geräte zählen einfach mit, wie viel Strom innerhalb eines Jahres verbraucht wird. Bei einem dynamischen Tarif wird der Verbrauch dagegen viertelstündlich erfasst. Das heißt: Der Stromversorger erhält fortlaufend Meldung vom Stromzähler, wie viel Energie verbraucht wird. Dafür braucht es ein intelligentes Messsystem (Smart Meter). „Nur so lässt sich der Stromverbrauch ganz ­genau messen und gemäß dem aktuellen ­Börsenpreis abrechnen“, sagt Jan Mayer. Wer sich einen intelligenten Stromzähler ­installieren lassen und auf einen dynamischen Tarif umsteigen will, muss allerdings Geduld mitbringen. „Denn für das Umrüsten muss ein Techniker des Messstellenbetreibers kommen – und davon gibt es oft nicht viele. Das ist ein ziemlicher Flaschenhals“, sagt Mayer. Messstellenbetreiber sind Unternehmen, denen die Stromzähler gehören. Für die Geräte zahlen Firmen eine Art Miete, je nach Verbrauch 20 bis 120 Euro im Jahr inklusive Installation und Wartung. Mehr zum Thema Energiespartipps für Unternehmen So sparen Sie in der Firma Geld für Heizung und Strom Energieautarke Unternehmen Unabhängig von Energieversorgern – diese Firmen machen es vor Wie du herausfindest, ob sich dynamische Tarife für dich rechnen Wie finde ich heraus, ob sich der dynamische Stromtarif für mich lohnt? Wer bereits ein ­intelligentes Messsystem hat, kann die Frage selbst beantworten. Firmen können einen s­ogenannten Lastgang anfordern, den Stromanbieter kostenlos zur Verfügung stellen müssen. Es handelt sich um ein digitales Protokoll, das festhält, wann zum Beispiel im vergangenen Jahr wie viel Strom verbraucht wurde. Der Verbrauch kann dann mit dem entsprechenden Börsenpreis abgeglichen werden. Aktuelle Infos zu den Börsenstrompreisen findest du zum Beispiel auf der Seite des Energieversorgers Vattenfall. Eine exakte Berechnung ist mühsam, aber wichtig. Laut Mayer sind Pi-mal-Daumen-Rechnungen nicht aussagekräftig. Firmen können sich aber auch an Energieberater wenden. Das sollten Unternehmen ohnehin tun, wenn sie nur einen normalen Stromzähler haben, der keine zeitgenauen Verbrauchswerte ermitteln kann. Energieberater können basierend auf ­einigen Annahmen eine Schätzung abgeben. Was deine Geräte können sollten, damit sich dynamische Stromtarife lohnen „Eigentlich sind dynamische Tarife nur dann sinnvoll, wenn es im Unternehmen steuerbare Verbrauchseinrichtungen gibt“, sagt Malte Wachtmann, Gründer und Geschäftsführer des Energiedienstleisters INOL in Schneverdingen bei Lüneburg, der selbst einen dynamischen Stromtarif abgeschlossen hat. Das sind Geräte, die sich von einem anderen Gerät steuern ­lassen, also smart sind. Das kann die Spül­maschine in der Kaffeeküche sein, das digitale Heizungsthermostat, die Wärmepumpe hinter dem Gebäude und die Wallbox für den Dienstwagen. Der Vorteil: Diese Geräte können genau dann anspringen, wenn der Preis niedrig ist. Hierfür braucht es ein sogenanntes Energiemanagement-System, also eine Software, damit alles ineinandergreift und sich die Geräte im Büro oder im Gebäude nach den schwankenden Preisen richten können. Das System, das mit der Strombörse verknüpft ist, entscheidet dann, jetzt die Wärmepumpe anzuwerfen oder das Auto der Mitarbeiterin erst um 13 Uhr zu laden. Wann du auf einen Stromspeicher setzen solltest Was können Firmen tun, die keine steuerbaren Geräte haben? In diesen Fällen sind Strom­speicher eine gute Wahl. „KMU haben häufig einen sehr homogenen Stromverbrauch, der natürlich nicht das volle Potenzial der Preisschwankungen ausnutzt“, sagt Wachtmann. Denn auch die Bürobeleuchtung und wann die Mitarbeiter am Arbeitsplatz sitzen, lässt sich nicht immer nach den Strompreisen steuern. „Deshalb sollten sie mithilfe von Strom­speichern selbst Dynamik reinbringen“, so der Energieexperte. Der Speicher kann dann zum Beispiel immer in der Nacht oder in sonnenreichen Wochen tagsüber laden und die Energie dann ins Firmennetz einspeisen, wenn der Strompreis hoch ist. Solche Speicher sind ab 1000 Euro aufwärts erhältlich. Je mehr Strom sie speichern können, desto teurer wird es. Mit einem Stromspeicher hat Wachtmann zum Beispiel einem Restaurant geholfen, die Stromkosten zu senken. Für Gastronomie­betriebe geht das Geschäft oft erst abends so richtig los, sie brauchen also genau dann Strom, wenn auch alle anderen zu Hause kochen, das Licht oder den Streamingdienst einschalten. Der Stromspeicher lädt sich nun automatisch nachts oder zur Mittagszeit mit günstigem Börsenstrom auf und hilft dem Restaurant damit weitgehend über die Abendstromspitze. Was du im Herbst und Winter beachten solltest, wenn du einen dynamischen Stromtarif hast Trotz vieler Vorteile sind dynamische Tarife nicht automatisch günstiger. Stromkunden nehmen nicht nur die niedrigen Preise, sondern auch die hohen mit. Im Herbst und ­Winter kann es zum Beispiel zu sogenannten Dunkelflauten kommen. Das sind dunkle Tage mit Windflaute. Davon gab es laut Wachtmann 2024 rund sieben. An solchen Tagen kann der Preis an der Strombörse auch bei über 1 oder sogar 2 Euro pro Kilowattstunde liegen. „Wenn eine Dunkelflaute ansteht, sollten Chefs ver­suchen, den Verbrauch so weit wie möglich zu senken“, sagt Wachtmann. Zum Beispiel Mit­arbeitende an diesen Tagen bitten, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Wer also seinen Stromverbrauch klug steuert, kann immer noch günstiger fahren als mit festen Tarifen. Was variable Stromtarife sind Eine Alternative sind ­variable Stromtarife. Sie sind eine Mischung aus dynamischen und preisfixierten Tarifen. Sie ähneln Nachtstromtarifen, die zum Beispiel oft Menschen mit Nachtspeicheröfen haben. Die Tarife können zeitabhängig sein, wie die Tag-Nacht-Strom­tarife, oder sich nach Lastspitzen, also Zeiten mit hoher Stromnachfrage am Markt richten. Je nach Tarif braucht es oft einen digitalen, smarten Zähler oder einen sogenannten Zweitarifzähler. Aus Sicht von Mayer sind variable Tarife eher nicht empfehlenswert. Wer umsteigen will, sollte direkt zu dynamischen Tarifen wechseln“, sagt Wachtmann. „Sonst können sie die Vorteile des dynamischen Pricings nicht voll ausschöpfen und zahlen wahrscheinlich doch wieder mehr, als mit einem klugen ­Energiemanagement-System nötig wäre.“ Es gilt also: ganz oder gar nicht.

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