WhatsApp adé: Signal und Threema überzeugen als sichere Alternativen
1. WhatsApp-Wechselwillige Wer WhatsApp den Rücken kehren will, steht vor einer entscheidenden Frage: Welcher Messenger ist die beste Alternative? Oft wird Signal empfohlen – und das aus guten Gründen. Doch auch Threema ist eine sinnvolle Option. Gleichzeitig gibt es immer wieder Stimmen, die XMPP (Conversations), Matrix (Element) oder Delta Chat als mögliche Alternativen ins Spiel […]
1. WhatsApp-Wechselwillige
Wer WhatsApp den Rücken kehren will, steht vor einer entscheidenden Frage: Welcher Messenger ist die beste Alternative? Oft wird Signal empfohlen – und das aus guten Gründen. Doch auch Threema ist eine sinnvolle Option. Gleichzeitig gibt es immer wieder Stimmen, die XMPP (Conversations), Matrix (Element) oder Delta Chat als mögliche Alternativen ins Spiel bringen.
Doch es geht nicht immer um »besser oder schlechter«, sondern um die richtige Lösung für die richtige Zielgruppe. Signal und Threema sind für die meisten Nutzer eine praktikable Wahl, während XMPP und Matrix vor allem für Technikaffine interessant sind, die mehr Kontrolle über ihre Kommunikation wünschen. Besonders für Personen oder Institutionen mit einem hohen Bedürfnis nach Unabhängigkeit können XMPP oder Matrix eine passende Option sein.
2. Warum Signal und Threema für die meisten Nutzer die beste Wahl sind
Die größte Herausforderung beim Messenger-Wechsel ist nicht die Technik, sondern die Akzeptanz. Ein Messenger ist nur dann eine echte Alternative, wenn möglichst viele Kontakte ihn ebenfalls nutzen. Hier haben Signal und Threema klare Vorteile.
2.1 Signal: Kostenlos, sicher und einfach zu bedienen
Signal ist besonders für Nutzer geeignet, die eine möglichst einfache und vertraute Alternative zu WhatsApp suchen:
- Vertraute Bedienung: Wer WhatsApp gewohnt ist, findet sich in Signal sofort zurecht.
- Einfache Registrierung: Telefonnummer eingeben, Code bestätigen – fertig.
- Starke Sicherheit: Signal bietet standardmäßig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) für alle Chats.
- Breite Nutzerbasis: Im Vergleich zu anderen sicheren Messengern hat Signal eine relativ hohe Verbreitung.
Der größte Kritikpunkt an Signal ist die Telefonnummernpflicht. Wer sich daran stört, findet in Threema eine interessante Alternative.
2.2 Threema: Mehr Privatsphäre ohne Telefonnummer
Threema unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von Signal:
- Keine Telefonnummer erforderlich: Nutzer können sich mit einer zufällig generierten Threema-ID registrieren, ohne persönliche Daten wie eine Handynummer angeben zu müssen.
- Einmalige Kosten: Threema finanziert sich durch einen einmaligen Kaufpreis, wodurch es unabhängig von Werbung, Spenden oder Investoren bleibt.
- Dezentrale Kontaktverwaltung: Kontakte müssen nicht über einen zentralen Server synchronisiert werden, sondern können manuell oder per QR-Code hinzugefügt werden.
Threema ist eine gute Wahl für alle, die Wert auf mehr Kontrolle über ihre Identität legen und einen Messenger ohne Telefonnummernzwang bevorzugen.
Hinweis
Wer sich einen Überblick über die unterschiedlichen (technischen) Eigenschaften der verschiedenen Messenger verschaffen möchte, dem sei die Messenger-Matrix empfohlen.3. XMPP und Matrix – nicht immer die beste Wahl
XMPP und Matrix sind technisch spannende Lösungen, aber ihre Dezentralität ist zugleich ihr größter Vorteil und ihre größte Hürde. Statt eines zentralen Anbieters gibt es viele verschiedene Server, was mehr Unabhängigkeit ermöglicht, aber auch Kompatibilitätsprobleme, fragmentierte Nutzerbasen und schwankende Serverqualität mit sich bringt. Während man sich bei Signal oder Threema einfach registriert und direkt loslegt, müssen Nutzer bei XMPP und Matrix erst einen passenden Server wählen – und nicht jeder bietet denselben Funktionsumfang oder langfristige Stabilität. Diese zusätzliche Komplexität schreckt viele potenzielle Nutzer ab und macht den Einstieg schwieriger, obwohl die Systeme an sich vielversprechend sind.
Zusätzlich gibt es Probleme mit Metadaten: Da bei dezentralen Protokollen die Kommunikation über viele unterschiedliche Server läuft, fallen an mehreren Stellen Metadaten an, die theoretisch ausgewertet werden können. Während Signal und Threema durch ihre Architektur bewusst Metadaten minimieren, sind XMPP- und Matrix-Server-Betreiber grundsätzlich in der Lage, Verbindungsdaten zu erfassen – etwa, wer wann mit wem kommuniziert.
3.1 XMPP (Conversations): Flexibel, aber fragmentiert
XMPP ist ein offenes, dezentrales Protokoll mit verschiedenen Clients und Servern. Das bringt viel Freiheit, aber auch einige Herausforderungen:
- Serverwahl erforderlich: Nutzer müssen sich aktiv für einen Server entscheiden – eine Hürde, die viele abschreckt.
- Unterschiedliche Implementierungen: Manche Server und Clients unterstützen nicht alle Funktionen gleich gut.
- Nicht alles funktioniert reibungslos: Gruppen, Verschlüsselung und Medienversand können je nach Setup problematisch sein.
- Metadaten-Problematik: Da jeder Server-Betreiber theoretisch Kommunikationsmetadaten speichern kann, hängt der Schutz der Privatsphäre stark von der Serverwahl ab.
Für technisch versierte Nutzer, die Wert auf Dezentralität legen, ist XMPP eine gute Wahl. Aber für jemanden, der von WhatsApp kommt und einfach nur sicher chatten will? Eher nicht.
3.2 Matrix (Element): Mächtig, aber überdimensioniert für Messenger-Nutzung
Matrix ist ursprünglich für dezentrale, verschlüsselte Kommunikation in Teams gedacht – und das merkt man auch:
- Komplexe Registrierung: Nutzer müssen einen Server wählen oder selbst hosten. Das ist für IT-affine Menschen kein Problem, für den Durchschnittsnutzer aber schon.
- Ressourcenhungrig: Der offizielle Matrix-Client Element ist oft langsam und träge, besonders auf älteren Geräten. Auch auf der Serverseite ist Matrix ressourcenhungrig – insbesondere Synapse benötigt viel RAM und CPU-Leistung, was den Betrieb auf schwacher Hardware erschwert.
- Synchronisationsprobleme: Besonders bei verschlüsselten Chats kommt es immer wieder zu Verzögerungen.
- Metadaten-Risiken: Föderierte Server tauschen Daten untereinander aus, sodass Verbindungsdaten oft nicht nur an einem zentralen Ort, sondern verteilt auf mehreren Servern anfallen.
Matrix ist ein tolles Protokoll für dezentrale Kommunikation, aber als klassischer Messenger-Ersatz ist es zu kompliziert für den Massenmarkt.
4. Delta Chat: Eine interessante Idee mit Einschränkungen
Delta Chat setzt auf E-Mail als Basis für Chats – ein kreativer Ansatz, aber nicht ohne Nachteile:
- Mögliche Verzögerungen: Da Delta Chat über E-Mail-Server kommuniziert, kann die Zustellung langsamer sein als bei klassischen Messengern. Mit Push-IMAP oder schnellen Servern ist aber nahezu Echtzeit-Kommunikation möglich.
- Kein durchgängiger Verschlüsselungsstandard: Delta Chat nutzt Autocrypt für Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, aber diese ist nicht immer automatisch aktiv und hängt von der Unterstützung beim Empfänger ab.
- Begrenzte Verbreitung: Delta Chat ist weniger verbreitet als andere Messenger. Da es aber mit jeder E-Mail-Adresse funktioniert, ist theoretisch eine große Reichweite möglich.
- Metadaten bei Mail-Providern: Da die Nachrichten über E-Mail-Server laufen, bleiben Absender, Empfänger und Zeitstempel sichtbar. Ein eigener Server oder ein datenschutzfreundlicher Anbieter kann die Kontrolle verbessern.
Delta Chat eignet sich eher für technikaffine Nutzer, die E-Mail bewusst als Chat nutzen wollen. Für klassische WhatsApp-Wechsler sind Signal oder Threema intuitiver, sicherer und vertrauter in der Nutzung.
5. Weitere Alternativen – warum sie keine echte Lösung sind
Neben Signal, Threema, XMPP, Matrix und Delta Chat werden oft weitere Messenger als Alternativen zu WhatsApp genannt. Doch viele dieser Angebote sind bei genauer Betrachtung keine wirklichen Alternativen – sei es wegen mangelnder Sicherheit, fragwürdiger Geschäftsmodelle oder technischer Schwächen. Ein kritischer Blick auf einige der häufig genannten Kandidaten:
- Telegram: Oft als sichere Alternative zu WhatsApp angepriesen, ist in Wirklichkeit alles andere als sicher. Standardchats sind nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, sondern nur serverseitig – was bedeutet, dass Telegram theoretisch alle Nachrichten mitlesen kann. Zudem ist der Betreiber völlig intransparent und finanziert sich unklar.
- TeleGuard: Klingt gut, ist aber ein reines Marketingprodukt. Der Messenger wurde von einem Suchmaschinen/VPN-Anbieter entwickelt und basiert auf einer zentralisierten, proprietären Infrastruktur. Die Behauptung, dass keine Daten gesammelt werden, lässt sich nicht überprüfen, da der Quellcode nicht offenliegt.
- Viber: Ein Messenger, der vor allem in Osteuropa verbreitet ist, aber keinerlei Vorteile gegenüber Signal oder Threema bietet. Zwar gibt es Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, doch die App ist stark mit Werbung und Tracking durchsetzt und gehört zum japanischen Konzern Rakuten, der nicht gerade für Datenschutzfreundlichkeit bekannt ist.
Hinweis
Wer sich einen Überblick über die unterschiedlichen (technischen) Eigenschaften der verschiedenen Messenger verschaffen möchte, dem sei die Messenger-Matrix empfohlen.6. Fazit
XMPP, Matrix und Delta Chat sind technisch interessante Alternativen, die durch ihre dezentralen Architekturen punkten – doch genau diese Dezentralität bringt auch ihre Tücken mit sich. Während die Unabhängigkeit von einem einzelnen Anbieter theoretisch Vorteile wie größere Kontrolle und Freiheit bietet, erfordert sie vom Nutzer oft, sich mit Aspekten wie der Wahl eines passenden Servers, der Kompatibilität zwischen verschiedenen Clients und den Risiken von Metadaten auseinanderzusetzen. Für viele Anwender, die einen einfachen und schnellen Wechsel von WhatsApp anstreben, stellen diese zusätzlichen Herausforderungen einen unnötigen Aufwand dar. Wer primär an einer unkomplizierten und gleichzeitig sicheren Messaging-Lösung interessiert ist, findet mit Signal oder Threema in der Regel eine benutzerfreundlichere Alternative.
Natürlich ist die vorliegende Darstellung eine Vereinfachung – die technische Komplexität und die individuellen Bedürfnisse der Nutzer können erheblich variieren. Es gibt viele Befürworter von XMPP, Matrix und Delta Chat, die gerade die erweiterten Möglichkeiten und die Offenheit dieser Systeme schätzen. Letztlich möchte ich hervorheben, dass es vollkommen legitim ist, sich für XMPP, Matrix oder Delta Chat zu entscheiden, wenn deren spezifische Vorteile den eigenen Bedürfnissen entsprechen. Mein Ziel war jedoch, aufzuzeigen, warum ich diese Lösungen nicht uneingeschränkt als direkten Ersatz für WhatsApp empfehle – insbesondere für Nutzer, die eine möglichst einfache und dennoch sichere Alternative suchen. Für diese Zielgruppe stellen Signal und Threema aktuell eine pragmatischere und leichter zugängliche Option dar.