Rob Rensenbrink: Johan Cruyffs Kronprinz starb vor fünf Jahren

Er spielte in zwei WM-Finals und wurde doch nie Weltmeister. Vor fünf Jahren verstarb Rob Rensenbrink.

Jan 26, 2025 - 14:36
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Rob Rensenbrink: Johan Cruyffs Kronprinz starb vor fünf Jahren

Anders als der französische Klub AS Saint-Étienne, der sein Scheitern im Europapokalfinale 1976 gegen den FC Bayern bis heute gerne mit den eckigen Torpfosten begründet, hat sich Rob Rensenbrink nie beklagt. Dabei hätte er allen Grund dazu gehabt, schließlich raubte ihm ein solches Requisit in dreifacher Hinsicht die Chance auf Unsterblichkeit: als Weltmeister, Schütze des Siegtreffers im Endspiel und bester Torjäger der WM 1978. Doch der lange Schlag von Ruud Krol, den Rensenbrink beim Stand von 1:1 in der Nachspielzeit erlief und aus spitzem Winkel an Argentiniens Keeper Ubaldo Fillol vorbeibrachte, rutschte eben nicht ins Tor, sondern prallte vom eckigen Pfosten zurück. Es wäre Rensenbrinks sechstes Turniertor gewesen, stattdessen gelang eben dieses in der Verlängerung Mario Kempes (und Daniel Bertoni ein weiteres). Endstand 3:1 für den Gastgeber, aus der Traum für Holland.

Zwei WM-Finals, kein Weltmeister

Vielleicht aber kann man die Sache auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Dass Pieter Robert Rensenbrink in gleich zwei Weltmeisterschaftsendspielen mitspielen würde, war nämlich in seinen frühen Profijahren nicht abzusehen. Geboren in Amsterdam, rutschte er als eines der wenigen lokalen Talente durchs engmaschige Scoutingnetz von Ajax, spielte stattdessen zuerst beim Nachbarklub DWS Amsterdam und ab 1969 in Belgien. Auch in der niederländischen Nationalelf hatte der Linksaußen anfangs einen schweren Stand und musste meist hinter Johan Cruyffs kongenialem Ajax-Partner Piet Keizer zurückstehen.

Das änderte sich während der WM 1974 in Deutschland, bei der Rensenbrink als wendiger und dribbelstarker Flügelspieler für Aufsehen sorgte. Dass er im Finale gegen die BRD zur Pause angeschlagen den Platz verließ, dient in den Niederlanden noch heute als ein Grund für die unglückliche 1:2-Niederlage. Spätestens nach Cruyffs Rücktritt 1977 war Rensenbrink die prägende Figur des holländischen Offensivspiels, das ohne den exzentrischen Maestro kaum weniger gefährlich, wenn nicht sogar etwas ausbalancierter wirkte. Und tatsächlich hätte Kronprinz Rob ein für alle Mal aus dem Schatten des großen Cruyff treten können, wäre nicht dieser vermaledeite Pfosten in Buenos Aires im Weg gewesen.

Erfolge mit Anderlecht

Das heißt aber nicht, dass Rob Rensenbrink seine Karriere ohne sportliche Meriten beenden musste, mit dem RSC Anderlecht gewann er alleine zweimal den Europapokal der Pokalsieger und mehrere nationale Titel. Es entbehrt nicht einer bitteren Ironie, dass dieser tolle Fußballer, der als Aktiver wegen seiner Körperbeherrschung „Schlangenmensch“ genannt wurde, am Ende des Lebens unter einer degenerativen Muskelerkrankung litt. An deren Folgen er am 24. Januar 2020 starb.