Neue Machtfülle: Verstärkte Anziehungskraft: US-Konzerne umgarnen Elon Musk
Mit seiner Nähe zu US-Präsident Trump verfügt Elon Musk über eine ungeheure Machtfülle. Das wirkt sich auch auf seine Geschäfte: Von Amazon bis Boeing buhlen Unternehmen um seine Gunst
Mit seiner Nähe zu US-Präsident Trump verfügt Elon Musk über eine ungeheure Machtfülle. Das wirkt sich auch auf seine Geschäfte: Von Amazon bis Boeing buhlen Unternehmen um seine Gunst
Die größten amerikanischen Unternehmen schließen Verträge mit den Unternehmen von Elon Musk ab oder rühmen sich mit ihren Kontakten zum reichsten Mann der Welt, der seine Macht in der Regierung von Donald Trump festigt und mit der radikalen Umstrukturierung der US-Regierung beginnt. In den vergangenen Tagen gab es eine Reihe von Ankündigungen: Visa schloss eine Vereinbarung zur Zahlungsabwicklung mit Musks Social-Media-Website X ab, und United Airlines forcierte Pläne zur Nutzung von Musks Starlink-Satelliten für WiFi an Bord der Maschinen.
Amazon stockte sein Werbebudget für X auf. Zuvor hatte der Onlinehandelsriese die Plattform wie viele andere Unternehmen wegen der Verbreitung von Hassrede gemieden. Laut dem Marktforschungsunternehmen Sensortower gehörte Amazon in den USA im Januar zu den zehn größten Werbetreibenden auf X und gab im Vergleich zum Dezember mehr als das Zehnfache aus. Am Montag aktualisierte Apple das iPhone-Betriebssystem: T-Mobile-Kunden in den USA können sich seitdem mit den Starlink-Satelliten verbinden.
Trotz Konkurrenz Zusammenarbeit mit Elon Musk
Auch zwei Flugzeuge der Air Force One, die teurer als geplant und viel später als vorgesehen geliefert werden, sollen laut Boeing-Chef Kelly Ortberg in Zusammenarbeit mit Musk – eigentlich ein Konkurrent im Raumfahrt- und Verteidigungssektor – schneller fertig werden.
Der Unternehmenssoftwarekonzern Oracle von Trump-Unterstützer Larry Ellison kündigte ebenfalls eine eine Starlink-Kooperation an. Intel pries währenddessen seine „immer enger werdende Medienpartnerschaft“ mit X an und übertrug dann gemeinsam mit Microsoft eine Veranstaltung live auf der Social-Media Plattform.
Unabhängig davon kamen in dieser Woche rund 3 Mrd. Dollar an Schuldtiteln aus Musks Kauf von X auf den Markt, die seit mehr als zwei Jahren von Banken wie Morgan Stanley gehalten werden. Investoren wie Apollo sind an einer Tranche interessiert. Die Anleihen sind auch dank der 50- Mrd.-Dollar-Bewertung von xAI, an dem X einen Anteil von 25 Prozent hält, attraktiver geworden.
Auch andere Unternehmen haben ihre Beziehungen zu Musk bereits verbessert. Nach Trumps Wahlsieg im November ließ JP Morgan eine seit drei Jahren laufende Klage gegen Tesla fallen, bei der es um 162 Mio. Dollar wegen angeblicher Verstöße gegen einen Vertrag über Aktienoptionsscheine ging. Der Zeitpunkt für die fallengelassene Klage war laut JP Morgan rein zufällig.
Er und Musk hätten sich nach der jahrelangen Fehde „umarmt“, sagte JP Morgan-CEO Jamie Dimon dem Sender „CNBC“. Er verglich Musk mit Albert Einstein und kündigte an, dass die nach Vermögenswerten größte US-Bank ihm und seinen Unternehmen so weit wie möglich behilflich sein wolle.
Für die Unternehmen von „politischem Nutzen“
All diese Vorstöße fallen in eine Zeit, in der Musks Einfluss auf Trump offensichtlich wird. Seit der Wahl ist der Unternehmer fast ständig an der Seite des Präsidenten und war von Personalentscheidungen bis zu Diskussionen über KI, Verteidigung und Wirtschaftspolitik fast überall beteiligt. Schon im Wahlkampf hatte Musk Trump mit einer Viertelmilliarde Dollar unterstützt.
In dieser Woche demonstrierte Musk nun das Ausmaß seiner Macht: Er überwacht eine Initiative zur Entlassung von bis zu zwei Millionen Beamten und begann mit einer Generalüberholung der Verwaltung. US-Präsident Trump hat Musk zum Leiter der Abteilung für „Regierungseffizienz“ ernannt, die vor allem Kosten senken soll.
Vom Starunternehmer zum Rechtsausleger: Schadet Elon Musk sich selbst?
Einige der Deals zwischen den Konzernen und Elon Musks Unternehmen wurden bereits seit Monaten vorbereitet. Aber „es ist für die Unternehmen wahrscheinlich von politischem Nutzen, diese Beziehungen zu beschleunigen, angesichts Musks neuer Position in der Regierung“, sagte Jonathan Bundy, Management-Professor an der Arizona State University. „Musk hat sich in gewisser Weise zum Synonym für seine Organisationen gemacht.“
Ein Lobbyist aus Washington, der mehrere multinationale Unternehmen vertritt, sagte, dass Musk zu Vergeltungsmaßnahmen greifen könnte, sollte sich jemand aus Deals mit dem Milliardär zurückziehen oder sie verzögern. Er nannte als Beispiel Musks Kritik an OpenAI, dass angeblich sein Versprechen gebrochen hat, gemeinnützig zu bleiben.
Apple, Visa und Oracle wollten den Zeitpunkt ihrer Musk-bezogenen Ankündigungen nicht kommentieren. Morgan Stanley und Amazon lehnten es ab, sich zu dem Schuldendeal oder den Werbeausgaben für X zu äußern. Intel teilte mit, seine Medienprogramme seien „das Ergebnis vieler Monate der Planung und Zusammenarbeit ... und nichts anders.“
Fragen über Air-Force-One-Projekt
United Airlines und Boeing verwiesen auf die jüngsten Äußerungen ihrer Vorstandsvorsitzenden: Scott Kirby von United Airlines teilte den Investoren vergangene Woche mit, dass Starlink früher als geplant installiert werde, weil die Fluggesellschaft der Meinung sei, dass schnelles WiFi „einen wesentlichen Vorteil“ gegenüber der Konkurrenz biete. Boeing-Chef Ortberg sagte am Dienstag zu „CNBC“, dass Musks Team in der Beratung „ernsthaft nach Dingen in Verträgen oder Prozessen sucht, die uns bremsen oder keinen Nutzen bringen“.Analyse Strafzölle Trump 06.10
Richard Aboulafia, Chef von Aero Dynamic Advisory, sagte, dass Musk die industriellen Prozesse bei Boeing verbessern könnte, warf aber Fragen über seine Beteiligung am Air Force One-Projekt auf. „Oligarchie ist schon schlimm genug“, sagte er. „Aber Oligarchie mit einem Konkurrenten, der das Projekt durchsetzt, ist doppelt und dreifach so schlimm“.
Redaktionelle Mitarbeit: Stephen Gandel und Eric Platt in New York und Michael Acton in San Francisco
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