Google Ads Lokale Kampagnen – Goldesel oder Geldverschwendung?
Es gab eine Zeit, in der „lokale Werbung“ bedeutete, dass man ein laminiertes Plakat an den Laternenpfahl heftete oder seinen Azubi mit Flyern durch...
Es gab eine Zeit, in der „lokale Werbung“ bedeutete, dass man ein laminiertes Plakat an den Laternenpfahl heftete oder seinen Azubi mit Flyern durch die Fußgängerzone scheuchte. Dann kamen Google Ads, und plötzlich schien es möglich, gezielt die Menschen anzusprechen, die sich gerade in der Nähe eines Geschäfts befinden – nur eben digital.
Aber Moment mal. Lokale Kampagnen bei Google? Ist das nicht ein Widerspruch? Das Internet ist doch per Definition grenzenlos, ein riesiger, globaler Basar, in dem sich ein Kaffeeröster aus Hamburg genauso um Kunden aus New York oder Tokio bemühen kann. Warum sollte man diesen gigantischen Vorteil mutwillig auf ein paar Kilometer Umkreis beschränken?
Die Antwort darauf ist ebenso banal wie logisch: Weil Menschen trotz aller Digitalisierung immer noch dazu neigen, Dinge in ihrer physischen Umgebung zu kaufen. Und weil Google in seiner unendlichen Weisheit erkannt hat, dass es Geld zu verdienen gibt, wenn man diesen simplen menschlichen Reflex mit algorithmischer Präzision bespielt.
Von Fußgängern zu Datenpunkten
Früher war es einfach: Wer ein gutes Geschäft führte, stellte ein Schild auf den Gehweg – „Heute frisch eingetroffen: Erdbeeren!“ – und wartete auf Kundschaft. Heutzutage läuft das subtiler ab. Der Kunde bekommt keine Kreidetafel mehr zu Gesicht, sondern eine Werbeanzeige auf seinem Smartphone: „Nur 300 Meter entfernt: Die besten Erdbeeren der Stadt.“ Und weil wir Menschen träge Wesen sind, denken wir uns: Na gut, wenn ich eh schon fast da bin …
Genau hier setzen Google Ads Lokale Kampagnen an. Sie nutzen die Standortdaten der Nutzer, um Angebote dort auszuspielen, wo sie gerade sind – oder wo sie wahrscheinlich bald sein werden. Und das ist durchaus faszinierend, wenn man einen Moment darüber nachdenkt.
Man kann es sich ungefähr so vorstellen: Du bist unterwegs, sagen wir, auf der Suche nach einem guten Kaffee. Früher hättest du einfach geguckt, wo es gut riecht oder wo viele Leute sitzen. Heute hingegen „riecht“ Google für dich und schlägt dir einen hippen Third-Wave-Coffee-Tempel vor, von dem du sonst nie erfahren hättest. Eine nette Sache – es sei denn, man betreibt das unscheinbare, aber wunderbare Café zwei Straßen weiter, das Google leider nicht auf dem Schirm hat, weil es nie in Werbung investiert hat.
Hier liegt die Krux: Lokale Google Ads Kampagnen sind nicht nur eine Möglichkeit, Kunden zu gewinnen. Sie sind auch eine Art digitaler Darwinismus. Wer zahlt, existiert. Wer nicht zahlt, bleibt unsichtbar. Das mag man bedauern – oder für ein großartiges Geschäftsmodell halten.
Was sind Google Ads Lokale Kampagnen – und warum heißen sie so?
Der Name klingt erstmal einleuchtend. Lokale Kampagnen – das suggeriert: „Hier geht es nur um Kunden aus deiner Nachbarschaft.“ Oder anders gesagt: Die digitale Version eines handgemalten „Heute frische Brötchen“-Schilds vor der Bäckerei.
Aber – und das ist eines dieser typisch Google’schen Aber – ganz so simpel ist es nicht. Lokale Kampagnen sind nicht einfach nur Werbung für Leute, die sich in der Nähe befinden. Sie sind ein komplexes Gebilde aus Standortdaten, Suchintentionen und einer gehörigen Portion Algorithmus-Mystik.
Google als heimlicher Stadtführer
In der Theorie ist es bestechend: Eine Pizzeria schaltet eine lokale Kampagne, und jeder hungrige Mensch in einem bestimmten Umkreis bekommt die Anzeige serviert. Tatsächlich aber ist es ein bisschen komplizierter. Denn Google entscheidet nicht nur auf Basis des aktuellen Standorts, sondern auch anhand von Verhaltensmustern, Suchhistorie und anderen obskuren Faktoren.
Beispiel: Wenn jemand regelmäßig nach „beste Pizza Berlin“ sucht, dann kann es passieren, dass er auch eine lokale Anzeige für eine Pizzeria sieht, selbst wenn er gerade auf der anderen Seite der Stadt ist. Das kann gut sein – oder völlig sinnlos, je nachdem, ob er in dem Moment wirklich in Pizzastimmung ist.
Und dann ist da noch der Punkt mit den Besuchsvorhersagen. Google Ads können nämlich nicht nur Menschen ansprechen, die jetzt gerade in der Nähe sind, sondern auch solche, die wahrscheinlich bald dort sein werden. Das funktioniert mit einer Mischung aus Standortverläufen und künstlicher Intelligenz – also genau jener geheimnisvollen Kraft, die entscheidet, dass du plötzlich Werbung für Koffer siehst, nachdem du dich einmal über Urlaubsziele informiert hast.
Lokale Kampagnen sind nicht wirklich lokal
Ein weiteres Missverständnis: Die Anzeigen erscheinen nicht nur in der Google-Suche, sondern auch auf YouTube, Google Maps und anderen Partnerseiten. Das bedeutet, dass eine Lokale Kampagne oft eine viel größere Reichweite hat, als man zunächst vermuten würde.
Diese Vielseitigkeit macht sie für manche Unternehmen extrem attraktiv – und für andere ziemlich nutzlos. Ein Restaurant in einer Touristenstadt profitiert davon, wenn es über Google Maps gefunden wird. Ein Friseursalon, der hauptsächlich Stammkunden hat? Eher weniger.
Und genau hier beginnt die entscheidende Frage: Lohnt sich eine Lokale Kampagne für mein Unternehmen wirklich?
Dazu kommen wir jetzt.
Wann (und für wen) lohnen sich Lokale Kampagnen?
Das Grundproblem aller Werbemaßnahmen ist bekannt: Sie funktionieren nicht für jeden gleich gut. Ein Laden, der von Laufkundschaft lebt, wird von Google Ads Lokale Kampagnen mehr profitieren als ein Steuerberater, dessen Kunden eher aus Empfehlungen stammen. Aber Google wäre nicht Google, wenn sie das nicht trotzdem jedem verkaufen würden.
Also, wer sollte sich ernsthaft mit Lokalen Kampagnen beschäftigen – und wer kann sich das Geld sparen?
Wer profitiert wirklich?
Die folgenden Geschäftsmodelle sind geradezu prädestiniert für Lokale Kampagnen:
✅ Einzelhandel mit physischem Geschäft – Modeboutiquen, Elektrohändler, Buchläden, Feinkostgeschäfte. Wer etwas zum Anfassen verkauft, profitiert davon, dass Kunden „spontan“ vorbeikommen.
✅ Gastronomie & Cafés – Perfektes Einsatzgebiet. Die meisten Menschen suchen nicht Tage vorher nach einem Café, sondern entscheiden situativ. Wer da präsent ist, gewinnt.
✅ Freizeitangebote & Events – Kinos, Escape Rooms, Sportstudios. Sobald sich Menschen nach Beschäftigung umsehen, sind Lokale Kampagnen ideal, um sie auf ein Angebot in ihrer Nähe aufmerksam zu machen.
✅ Handwerker & Dienstleister mit Notfallcharakter – Schlüsseldienste (Vorsicht Kostenfalle!), Experten für Schädlingsbekämpfung, Zahnärzte, Autowerkstätten. Menschen suchen häufig lokal und mit hoher Dringlichkeit – die perfekte Zielgruppe für eine Google Ad, die genau im richtigen Moment erscheint.
✅ Autohäuser & Möbelgeschäfte – Große Anschaffungen werden zwar nicht spontan entschieden, aber die Leute schauen sich gerne um. Hier hilft eine gute lokale Kampagne, um als relevante Anlaufstelle auf dem Radar zu bleiben.
Wer sollte es sich zweimal überlegen?