Depotcheck: Was Vermögensprofis Anlegern in unruhigen Zeiten raten
Die Turbulenzen an den Märkten sind groß. Doch Anleger können ihre Depots dagegen wappnen. Mit dem richtigen Mix und diesen Papieren
Die Turbulenzen an den Märkten sind groß. Doch Anleger können ihre Depots dagegen wappnen. Mit dem richtigen Mix und diesen Papieren
Eine Überraschung kommt selten allein, das scheint das Motto des neu angebrochenen Börsenjahres zu sein. Entsprechend turbulent geht es an den Finanzmärkten zu: Zuerst überraschte die chinesische KI mit ihrer Rechenpower und riss für einige Stunden bis Tage die Aktien von Chipaktien und KI-Profiteuren in die Tiefe. Diese Woche nun rüttelt Donald Trump mit seinen Strafzöllen die Märkte ordentlich durch. Und verhängt viele Importbeschränkungen dann doch erst einmal nicht. Die Aktienkurse schlingern also einigermaßen dahin. Und was tun viele Anleger? Natürlich wieder einmal nervös werden.
Dabei hatten bereits zum Jahreswechsel sehr viele Analysten und Profi-Investoren gewarnt, es könne ein ungemütlicheres und vor allem schwankungsintensives Jahr werden. Voller Überraschungen, was sich derzeit bewahrheitet: Im ersten Monat des Jahres entwickelte sich der Weltaktienindex MSCI World gar nicht einmal schlecht. Er legte 1,7 Prozentpunkte zu. Der US-amerikanische Index jedoch, auf den viele mit der Wiederwahl Trumps gewettet hatten, trat mit null Prozent Wertentwicklung auf der Stelle. Die Technologiebörse Nasdaq büßte sogar 1,5 Prozent ein. Und Deutschland und Europa, in denen ja die Konjunktur schwächelt? Der Eurostoxx kletterte um 4 Prozent, der Dax sprang sogar sechs Prozent nach oben. Das kam für viele Börsianer etwas unerwartet.
Zudem wird derzeit deutlich, dass einige zurückgebliebene Branchen zuletzt aufgeholt haben: Die Konsumwerte, besonders die Banken, sowie die klassische Industrie. Auch die Luxusgüterhersteller schlugen sich zuletzt besser als der breite Markt. Daraus nun aber die große Portfolio-Umschichtung abzuleiten, wäre gewagt. Denn weitet man den Blick, und sieht sich die Halbjahreszahlen an, dann verschiebt sich das Bild deutlich: Auf Sechsmonatssicht liegt zwar immer noch der deutsche Dax-Index vorn (mit 24 Prozent), doch direkt dahinter folgt der Tech-Index Nasdaq 100 (19 Prozent). MSCI World, Eurostoxx und S&P 500 sind dahinter ungefähr gleichauf. Auch auf Jahressicht schnitt der Dax besser ab als der amerikanische Index und als der Technologieindex.
Welcher Index derzeit vorne liegt
Lediglich im Fünfjahreszeitraum ließen die Techaktien alle anderen weit hinter sich. Die Nasdaq gewann 130 Prozent, während die breiten US-Aktien „nur“ 82 Prozent zulegten und deutsche Aktien 63 Prozent. Welcher Index jeweils die Nase vorn hat, ändert sich also recht rasch. Von daher ist die Lehre aus diesen Börsenbewegungen recht klar: Wer nicht nur auf einen dieser Indizes setzt – besonders nicht nur auf den MSCI World – sondern breit gestreut auf mehrere, der nimmt immer irgendwo ein bisschen zusätzliche Performance mit.
Grundsätzlich wichtig ist, so raten gute Vermögensverwalter seit Jahren: Das eigene Depot muss möglichst breit und stabil aufgestellt sein, damit es Turbulenzen gut wegfedert. Dann können sich Langfristanleger auch viel Aufregung ersparen, indem sie die Marktschwankungen so lange aussitzen, bis sich die Chartwogen wieder geglättet haben. Und dazu gehört auch, dass das Depot nicht nur Aktien umfasst.
Denn auch Anleihen tragen dieser Tage dazu bei, dass Privatanleger ordentliche Renditen einfahren können. Zehnjährige deutsche Staatspapiere bringen derzeit 2,4 Prozent Rendite, norwegische Papiere werfen 3,85 Prozent ab, US-amerikanische Treasuries sogar 4,55 Prozent. Das sind relativ sichere Erträge, die Anleger mit wenig Risiko einstreichen können.
Ein breiter Mix gibt Stabilität bei der Geldanlage
Wer keine Einzelpapiere halten will und das Risiko stattdessen lieber über viele Papiere streuen möchte, der setzt am besten auf breite Anleihen-ETFs. Etwa auf den Global Aggregate Bond Index, oder gezielt auf amerikanische und europäische Unternehmensanleihen, die in Corporate Bond Indizes stecken, die dollar- oder euronotierten sind. Nun schwanken auch die Anleihenkurse gelegentlich recht stark – und in Crash-Phasen sackten zuletzt häufiger die Aktien- und Anleihenkurse gleichzeitig ab. Doch auf längere Sicht stabilisierte der Anleihenanteil erheblich die Depots und die Renditen.
Deshalb ist es langfristig lohnend, auf einen Mix aus Aktien und Anleihen zu setzen, etwa auf den bewährten 60-40-Portfoliomix. Es hätte seit dem Jahr 1997 dauerhaft eine Rendite von rund 6,8 Prozent erzielt, wenn man sich die rollierenden Zehnjahresrenditen ansieht, so ermittelt die Fondsgesellschaft Vanguard. Das heißt: In jedem möglichen Zehnjahreszeitraum zwischen 1997 und heute hätten Anleger damit durchschnittlich knapp sieben Prozent jährliche Rendite verbucht. Das ist eine Größenordnung, die man klassischerweise eher einem reinen Aktienportfolio zuschreibt. Seit Ende 2022 schaffte das 60-40-Portfolio sogar beachtliche 29,7 Prozent Ertrag.
Es gab freilich auch wenige sehr schlechte Jahre, die Anleger in diesem Zeitraum mit dem Portfoliomix aushalten mussten. Das nur als Warnung an alle, die meinen, an den Finanzmärkten ginge es stets nur bergauf. Dem ist nicht so: 2022 sowie 2008/2009 stürzten die Portfoliorenditen selbst mit großzügiger Anleihebeimischung um rund 20 bis 30 Prozent ab. Dennoch bewährte ich das 60-40-Portfolio auch in diesen harten Jahren, denn es brach weniger stark ein als ein breites 100-Prozent-Aktien-Portfolio. Die Maximalabstürze lagen beim 60-40-Portfolio nur bei minus 14 Prozent, statt bei minus 25 Prozent wie beim 100-Prozent-Aktienportfolio.
Die Profis checken das Depot
So gesehen sind die jetzigen Marktturbulenzen ein guter Test: Anleger, die bisher gelassen bleiben, können weiterhin eine hohe Aktienquote fahren. Wer jedoch in den vergangenen zwei Wochen nervös geworden ist, wäre gut beraten, sein Depot zu überprüfen und vielleicht doch ein paar weniger volatile Wertpapiere dort einzulagern.
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