Wahlkampf 2025: Wo ist eigentlich der Straßenwahlkampf geblieben? [Gesundheits-Check]

In gut drei Wochen wird der Bundestag neu gewählt. In den Medien und Talkshows hören wir, dass diesmal die Demokratie auf dem Spiel steht – und die AfD bei 23 %, durch Zuspruch von Musk höckeübertönend normalisiert. Inhaltlich geht es meist um Migration. Keine Frage, dazu würde man gerne von den Parteien wirklich gute Konzepte…

Jan 29, 2025 - 20:50
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Wahlkampf 2025: Wo ist eigentlich der Straßenwahlkampf geblieben? [Gesundheits-Check]

In gut drei Wochen wird der Bundestag neu gewählt. In den Medien und Talkshows hören wir, dass diesmal die Demokratie auf dem Spiel steht – und die AfD bei 23 %, durch Zuspruch von Musk höckeübertönend normalisiert. Inhaltlich geht es meist um Migration. Keine Frage, dazu würde man gerne von den Parteien wirklich gute Konzepte hören, Konzepte, die erwünschte Zuwanderung, Integration, Asylverfahren und europäische Solidarität miteinander verbinden.

Außerdem würde man gerne mit den Parteien, wenn es so ernst um die Demokratie steht, darüber reden, was noch alles dazu gehört, um die liberale Demokratie zu stärken, darüber, was sie für die Bürger:innen verteidigungswert macht. In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL listet Dirk Kurbjuweit eine Agenda mit 11 Punkten auf, mit denen man den Autoritären begegnen solle. Leider hat er dabei eine Politik für ein gutes Leben ganz vergessen. Cetero censeo: bezahlbare Mieten, menschenwürdige Pflege, intakte Infrastruktur. Beispielsweise. Vielleicht in manchen Milieus nicht so wichtig?

Nur, diesmal sind die Parteien, zumindest in München und Umgebung, nicht so leicht auf der Straße ansprechbar. Es gibt Plakate mit nichtssagenden Sprüchen, „Zuversicht“ steht dann drauf, oder „Zusammen“, oder „Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung“, oder es gibt gleich nur ein Gesicht mit Namen. Bei Merkels „Sie kennen mich“ ging das, aber wer kennt Herbert Franzlechner? Stände mit Wahlkämpfer:innen habe ich bisher noch nicht gesehen, nicht mal vergangenen Samstag auf dem Marienplatz in München, wo sie sonst immer arglosen Passanten auflauern.

Falls das andernorts auch so ist: Will man nicht mit den Bürger:innen reden? Oder nur in kontrollierten Fernsehformaten, wie Habecks Küchentischgesprächen oder gestern in der ZDF-Sendung „Wie geht’s Deutschland?“: Bürger:innen in der Videokachelwand und Spitzenpolitiker:innen am Gaming-Pult, die Sprüchlein gut eingeübt?

Oder kommt der Straßenwahlkampf (auch in München) noch? Ich fände das gut, nicht wegen der Luftballons und Kugelschreiber, die kriegt man auch von seiner Krankenkasse, sondern weil es wirklich nicht gut um die Demokratie steht.