Sind Kindertattoos gesund? Fast alle enthalten bedenkliche Stoffe

Cool, bunt und ungesund: Fast alle Kindertattoos in unserem Test fallen mit "ungenügend" durch. Wir kritisieren vor allem bedenkliche Inhaltsstoffe. Das von uns beauftragte Labor ist sogar auf krebserregende und krebsverdächtige Substanzen gestoßen.  Im Test: 15 Marken temporärer, abwaschbarer Kindertattoos. Wir haben sie in Spielzeugläden, Schreibwaren-, Kostüm- und Partybedarfsgeschäften sowie in Drogerien und im Internet eingekauft.  Nur 2 von 15 Kindertattoos im Test sind empfehlenswert. Die meisten Tattoobögen fallen durch unseren Test. Die Hauptgründe: Bedenkliche Inhaltsstoffe, darunter krebserregende und krebsverdächtige Substanzen.  Unser Fazit: Klebetattoos sollten Kinderhaut nicht dauerhaft zieren, sondern wenn überhaupt besser eine Ausnahme bleiben. Trägt ein Kind ein buntes Klebetattoo auf dem Arm, wollen plötzlich alle eins. Kaum eine Familie kann sich dem Trend im Laufe der Kindergarten- und Grundschulzeit entziehen. Dabei kommt ein Bildchen selten allein. Einhörner, Dinos, Schmetterlinge und Bagger möchten – am liebsten täglich wechselnd – stolz zur Schau getragen werden. Nach einiger Zeit verabschiedet sich das Motiv dann nach und nach von selbst oder wird entfernt. Und das ist mitunter gar nicht so leicht. Bei solch intensivem und andauernden Hautkontakt wollen Eltern zu Recht wissen, was da eigentlich auf der Haut ihres Nachwuchses klebt. Doch selbst wer sich informieren möchte, hat dazu nicht immer die Möglichkeit. Längst nicht auf allen Produkten gibt es Inhaltsstoffangaben.   Kindertattoos im Test: Die meisten sind "ungenügend"  Wir haben das zum Anlass genommen, uns 15 Kindertattoo-Marken genauer anzusehen. Fanden wir keine Inhaltsstoffliste auf der Produktverpackung, fragten wir sie beim Hersteller ab. Darüber hinaus schickten wir die Tattoobögen in verschiedene Labore, die sie auf eine Vielzahl von Problemstoffen untersuchten. Das Ergebnis ist wenig erfreulich und könnte gegensätzlicher kaum sein.  Der überwiegende Teil der Kindertattoos fällt mit "ungenügend" durch. Zwei Anbieter nahmen die Produkte auf ihren Plattformen aus dem Verkauf. Mit Bestnote schneiden nur zwei Tattoobögen ab. Für einen davon hat der Anbieter allerdings eine Umstellung angekündigt – ausgerechnet auf die Zusammensetzung vieler Testverlierer.  So bewertet ÖKO-TEST Kindertattoos  Ist ein Kindertattoo ein Kosmetikprodukt oder ein Spielzeug? Die Hersteller verfolgen bei der Einordnung ihrer Produkte unterschiedliche Ansätze, viele legen jedoch beide Maßstäbe an. 2016 ordneten Sachverständige der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in einer Stellungnahme "Erzeugnisse auf einer Trägerfolie, bei denen ausschließlich Farbstoffe und Farbstoffe in Stoffgemischen auf die Haut übertragen werden" als kosmetische Mittel ein. Alle anderen Produkte unterlägen einer Einzelfallprüfung. Produkte mit einem "spielerischen Zweitnutzen" müssten sowohl kosmetikrechtliche Anforderungen als auch die der Spielzeugrichtlinie erfüllen und seien mit einer CE-Kennzeichnung zu versehen. Da es sich um ein Produkt für Kinder handelt, wo problematische Stoffe generell vermieden werden sollten, haben wir uns dazu entschieden, für die Bewertung aller Produkte sowohl die Maßstäbe für Kosmetikprodukte als auch für Spielzeug anzulegen. Teils krebserregende Stoffe in Kindertattoos gefunden  Das von uns beauftragte Labor hat in den Kindertattoos im Test – teils vereinzelt – sehr problematische Inhaltsstoffe nachgewiesen, dazu gehören Benzol, Naphthalin und Antimon. Weitere Stoffe wie Vinylacetat und Talkum haben wir auf den Inhaltsstofflisten gefunden.   Benzol ist als krebserregend eingestuft. In Kosmetikprodukten ist die Substanz generell verboten, der gemessene Gehalt überschreitet zudem den Grenzwert der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) für Spielzeug. Naphthalin ist als vermutlich krebserregend gelistet. Es handelt sich um eine Verbindung aus der Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Vinylacetat steht im Verdacht, Krebs zu verursachen.  Antimon: Das toxische Spurenelement kann Haut und Schleimhäute reizen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat für Schwermetalle in kosmetischen Mitteln festgelegt, welche Gehalte bei bester Herstellungspraxis technisch vermeidbar sind. Für Antimon überschreitet das betroffene Produkt diese. Talkum: Nach einer Neubewertung hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) es im vergangenen Jahr als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" eingestuft. Auch der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat kürzlich vorgeschlagen, Talkum als CMR-Stoff der Kategorie 1B ("wahrscheinlich krebserregend beim Menschen") einzustufen, was ein Verbot dieses Stoffs in Kosmetika nach sich ziehen würde.Die europäischen Behörden werden voraussichtlich Ende 2025 über die Neueinordnung von Talkum als krebserregenden Gefahrstoff abstimmen. Wir werten Talkum deshalb aus Gründen de

Jan 24, 2025 - 08:26
 0
Sind Kindertattoos gesund? Fast alle enthalten bedenkliche Stoffe

Cool, bunt und ungesund: Fast alle Kindertattoos in unserem Test fallen mit "ungenügend" durch. Wir kritisieren vor allem bedenkliche Inhaltsstoffe. Das von uns beauftragte Labor ist sogar auf krebserregende und krebsverdächtige Substanzen gestoßen. 

  • Im Test: 15 Marken temporärer, abwaschbarer Kindertattoos. Wir haben sie in Spielzeugläden, Schreibwaren-, Kostüm- und Partybedarfsgeschäften sowie in Drogerien und im Internet eingekauft. 
  • Nur 2 von 15 Kindertattoos im Test sind empfehlenswert.
  • Die meisten Tattoobögen fallen durch unseren Test. Die Hauptgründe: Bedenkliche Inhaltsstoffe, darunter krebserregende und krebsverdächtige Substanzen. 
  • Unser Fazit: Klebetattoos sollten Kinderhaut nicht dauerhaft zieren, sondern wenn überhaupt besser eine Ausnahme bleiben.

Trägt ein Kind ein buntes Klebetattoo auf dem Arm, wollen plötzlich alle eins. Kaum eine Familie kann sich dem Trend im Laufe der Kindergarten- und Grundschulzeit entziehen. Dabei kommt ein Bildchen selten allein. Einhörner, Dinos, Schmetterlinge und Bagger möchten – am liebsten täglich wechselnd – stolz zur Schau getragen werden.

Nach einiger Zeit verabschiedet sich das Motiv dann nach und nach von selbst oder wird entfernt. Und das ist mitunter gar nicht so leicht. Bei solch intensivem und andauernden Hautkontakt wollen Eltern zu Recht wissen, was da eigentlich auf der Haut ihres Nachwuchses klebt. Doch selbst wer sich informieren möchte, hat dazu nicht immer die Möglichkeit. Längst nicht auf allen Produkten gibt es Inhaltsstoffangaben.  

Kindertattoos im Test: Die meisten sind "ungenügend" 

Wir haben das zum Anlass genommen, uns 15 Kindertattoo-Marken genauer anzusehen. Fanden wir keine Inhaltsstoffliste auf der Produktverpackung, fragten wir sie beim Hersteller ab. Darüber hinaus schickten wir die Tattoobögen in verschiedene Labore, die sie auf eine Vielzahl von Problemstoffen untersuchten. Das Ergebnis ist wenig erfreulich und könnte gegensätzlicher kaum sein. 

Der überwiegende Teil der Kindertattoos fällt mit "ungenügend" durch. Zwei Anbieter nahmen die Produkte auf ihren Plattformen aus dem Verkauf. Mit Bestnote schneiden nur zwei Tattoobögen ab. Für einen davon hat der Anbieter allerdings eine Umstellung angekündigt – ausgerechnet auf die Zusammensetzung vieler Testverlierer.  

So bewertet ÖKO-TEST Kindertattoos 

Ist ein Kindertattoo ein Kosmetikprodukt oder ein Spielzeug? Die Hersteller verfolgen bei der Einordnung ihrer Produkte unterschiedliche Ansätze, viele legen jedoch beide Maßstäbe an.

2016 ordneten Sachverständige der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in einer Stellungnahme "Erzeugnisse auf einer Trägerfolie, bei denen ausschließlich Farbstoffe und Farbstoffe in Stoffgemischen auf die Haut übertragen werden" als kosmetische Mittel ein. Alle anderen Produkte unterlägen einer Einzelfallprüfung.

Produkte mit einem "spielerischen Zweitnutzen" müssten sowohl kosmetikrechtliche Anforderungen als auch die der Spielzeugrichtlinie erfüllen und seien mit einer CE-Kennzeichnung zu versehen.

Da es sich um ein Produkt für Kinder handelt, wo problematische Stoffe generell vermieden werden sollten, haben wir uns dazu entschieden, für die Bewertung aller Produkte sowohl die Maßstäbe für Kosmetikprodukte als auch für Spielzeug anzulegen.


Teils krebserregende Stoffe in Kindertattoos gefunden 

Das von uns beauftragte Labor hat in den Kindertattoos im Test – teils vereinzelt – sehr problematische Inhaltsstoffe nachgewiesen, dazu gehören Benzol, Naphthalin und Antimon. Weitere Stoffe wie Vinylacetat und Talkum haben wir auf den Inhaltsstofflisten gefunden.  

  • Benzol ist als krebserregend eingestuft. In Kosmetikprodukten ist die Substanz generell verboten, der gemessene Gehalt überschreitet zudem den Grenzwert der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) für Spielzeug.

  • Naphthalin ist als vermutlich krebserregend gelistet. Es handelt sich um eine Verbindung aus der Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK).

  • Vinylacetat steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. 

  • Antimon: Das toxische Spurenelement kann Haut und Schleimhäute reizen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat für Schwermetalle in kosmetischen Mitteln festgelegt, welche Gehalte bei bester Herstellungspraxis technisch vermeidbar sind. Für Antimon überschreitet das betroffene Produkt diese.

  • Talkum: Nach einer Neubewertung hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) es im vergangenen Jahr als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" eingestuft. Auch der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat kürzlich vorgeschlagen, Talkum als CMR-Stoff der Kategorie 1B ("wahrscheinlich krebserregend beim Menschen") einzustufen, was ein Verbot dieses Stoffs in Kosmetika nach sich ziehen würde.

    Die europäischen Behörden werden voraussichtlich Ende 2025 über die Neueinordnung von Talkum als krebserregenden Gefahrstoff abstimmen. Wir werten Talkum deshalb aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.

Die einen schwören auf Nahrungsergänzungsmittel, die anderen verteufeln sie. Fest steht: Der Markt bietet eine große Auswahl an Präparaten – selbst für den Nachwuchs. Wir haben 21 Multivitaminpräparate für Kinder unter die Lupe genommen. Wie steht es um ihre Inhaltsstoffe?

Weitere problematische Inhaltsstoffe 

Doch damit nicht genug. Das Labor ist zudem auf weitere problematische Substanzen gestoßen, die wir auch in unseren Kosmetiktests immer wieder kritisieren. Dazu gehört das Antioxidationsmittel BHT (Butylhydroxytoluol), das im Verdacht steht, wie ein Umwelthormon zu wirken. In Tierversuchen haben sich unter anderem Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion gezeigt.

Darüber hinaus bemängeln wir das Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), auch bekannt als Teflon, und das Gelbpigment CI 11710 aus der Gruppe der Azofarbstoffe. Beide Verbindungen gehören zu den halogenorganischen Verbindungen, von denen viele als allergieauslösend gelten und sich fast alle in der Umwelt anreichern.

Auch PEG-Verbindungen werten wir ab. Denn einige Vertreter dieser Stoffgruppe können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. So ist nicht auszuschließen, dass sie bei längerem Hautkontakt auch den Eintrag von Schadstoffen begünstigen.  

Fehlende Angaben und kein recyceltes Plastik 

Mängel sehen wir auch in den Deklarationen mancher Kindertattoos. Nicht immer gibt es Inhaltsstoffangaben, auch das CE-Zeichen fehlt teilweise. Es ist für in der EU gehandeltes Spielzeug vorgeschrieben, um die Einhaltung europäischer Standards zu kennzeichnen.

Darüber hinaus gab es Punktabzüge, wenn keine Packungsinformationen auf Deutsch zu finden sind, obwohl das getestete Produkt auf dem deutschen Markt angeboten wird, und wenn keine Herstelleradresse abgedruckt ist.

Außerdem ärgerlich: Recyceltes Plastik suchten wir im Kunststoffanteil der Verpackungen und in den Schutzfolien der Tattoobögen vergeblich.  Wir halten es aber für wichtig, dass Hersteller Recyclingmaterial aus dem Wertstoffkreislauf, sogenanntes Post-Consumer-Rezyklat (PCR), einsetzen. Denn so lässt sich Plastikmüll reduzieren.  

Kindertattoo entfernen: Kleiner Tipp 

Die meisten Kindertattoos lassen sich gut mit Öl entfernen – seinen Zweck erfüllt dabei auch einfaches Speiseöl.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

What's Your Reaction?

like

dislike

love

funny

angry

sad

wow