Psychologie: 5 Fragen, die introvertierte Menschen nicht mehr hören können
"Wieso bist du eigentlich so schüchtern?" ist nur eine der Fragen, die introvertierte Menschen sich häufig anhören müssen. Hier kommen noch vier weitere Dinge, die sie ständig gefragt werden – und die meistens einfach nur nerven.
"Wieso bist du eigentlich so schüchtern?" ist nur eine der Fragen, die introvertierte Menschen sich häufig anhören müssen. Hier kommen noch vier weitere Dinge, die sie ständig gefragt werden – und die meistens einfach nur nerven.
Viele Menschen haben ein bestimmtes Bild von einer introvertierten Person, nämlich dass sie extrem schüchtern ist, sozial schnell überfordert und sehr ruhig. Und ja, diese Attribute können auf introvertierte Menschen zutreffen – allerdings genauso auf eher extrovertierte. Der entscheidende Unterschied zwischen den Persönlichkeitstypen ist nämlich, dass introvertierte Menschen Energie vor allem durch Zeit allein gewinnen und dass das Zusammensein mit anderen sie oft Kraft kostet – auch wenn sie diese Menschen mögen und das Treffen grundsätzlich genießen.
Extrovertierte Menschen dagegen können oft unbegrenzt viel Zeit mit anderen verbringen, ohne dass sie das besonders erschöpft. Die meisten Menschen sind übrigens nicht zu 100 Prozent intro- oder extrovertiert, sondern bewegen sich auf dem Spektrum irgendwo zwischen diesen Polen.
Rund um das Thema gibt es aber häufig Missverständnisse, und vor allem eher extrovertierte Personen haben oft eine falsche Vorstellung davon, was in introvertierten Menschen vorgeht und was sie ausmacht. Daraus resultieren zum Beispiel diese Fragen, denen Introvertierte sich immer wieder stellen müssen.
Vorurteile + Co.: Diese 5 Fragen nerven Introvertierte
1. "Warum bist du so schüchtern?"
Fangen wir doch mal mit dem gängigsten Beispiel an. Viele Menschen glauben, introvertiert heiße gleich schüchtern. Sprich: Introvertierte Menschen haben Angst vor sozialer Interaktion und vermeiden sie deshalb um jeden Preis. Das mag in Einzelfällen so sein, viel häufiger geht es aber darum, dass eine introvertierte Person weiß, wie viel Kraft sie das Zusammensein und Gespräche mit anderen kosten kann – vor allem Menschen, die sie nicht gut kennen.
Deshalb wählen sie sehr bewusst aus, wie viel Zeit und Energie sie in solche Interaktionen stecken wollen. Eine große Party mit vielen Gästen kann ihnen Spaß machen, sie kostet Introvertierte aber mit Sicherheit auch viel Kraft. Wenn sie sich deshalb zwischendurch zurückziehen und das Geschehen eher beobachten, heißt das nicht unbedingt, dass sie schüchtern sind – sondern nur, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse gut kennen und danach handeln.
2. "Wird dir nicht langweilig?"
Spoiler: Den meisten introvertierten Menschen ist selten langweilig. Sie finden immer etwas, mit dem sie sich die Zeit vertreiben können – auch und vor allem allein. Laut einer Studie über Introvertierten-Psychologie haben diese Menschen häufig die Neigung, "sich auf ihre innere Welt zu fokussieren, etwa Gedanken und Gefühle."
Während extrovertierte Personen meist viel Stimulation von außen brauchen, benötigen introvertierte nicht viel, um Spaß zu haben und sich wohlzufühlen. Ihre eigene Gesellschaft reicht ihnen in der Regel aus. Sie sind oft vollkommen zufrieden, wenn sie zu Hause ihre Ruhe haben und ein gutes Buch lesen, ihre Lieblingsserie (zum siebten Mal) schauen oder einem kreativen Hobby nachgehen können.
3. "Wieso bist du so ruhig?"
Die Antwort auf diese Frage lautet meistens: "Weil ich nichts zu sagen habe." Um erst einmal mit dem Vorurteil aufzuräumen: Nicht alle introvertierte Menschen sind ruhig. Einige beteiligen sich in einer Gruppe vielleicht sogar besonders engagiert am Gespräch, andere halten sich zwar unter vielen Menschen eher zurück, können aber in einer Konversation zu zweit plaudern wie ein Wasserfall.
Die entscheidenden Fragen sind eher, ob die Interaktion der introvertierten Person gerade guttut und ob sie etwas Sinnvolles dazu beizutragen hat. Denn wenn Introvertierte eines hassen, dann ist das überflüssiger Smalltalk. Gespräche, die keinen Mehrwert haben, und Dinge, die nur gesagt werden, um etwas zu sagen. Stattdessen halten sie sich oft lieber zurück und sparen ihre Energie für den Austausch mit Menschen, mit denen sie sich wohlfühlen.
4. "Hast du denn keine Freunde?"
Doch, natürlich haben Introvertierte auch Freund:innen. Menschen sind schließlich soziale Wesen, die Interaktion und Gemeinschaft brauchen. Aber introvertierte Personen haben häufig keinen riesengroßen Freundeskreis, sondern ziehen es vor, Quality Time mit einzelnen Personen zu verbringen, die ihnen guttun. Und ja, das in der Regel auch weniger als viele extrovertierte Menschen. Aber das heißt nicht, dass Introvertierte keine Freund:innen haben – sie sind einfach nur sehr wählerisch, wen sie in ihr Leben lassen und wem sie ihre Energie schenken.
5. "Warum magst du keine Menschen?"
Noch so ein Vorurteil: Introvertierte hassen Menschen und wollen immer alleine sein. Grundsätzlich stimmt es natürlich, dass die meisten introvertierten Personen mehr Zeit mit sich selbst verbringen als viele extrovertierte. Aber das heißt nicht, dass sie Menschen per se nicht mögen. Es ist nur einfach so, dass die meisten Menschen sie mehr Kraft kosten, als sie bereit sind zu geben.
Introvertierte führen entgegen der landläufigen Meinung häufig sogar besonders tiefe Freundschaften oder romantische Beziehungen, weil sie in der Lage sind, sich intensiv auf eine Person einzulassen. Alles Oberflächliche ist ihnen zuwider, und deshalb lautet ihr Motto meist: Qualität vor Quantität. Und dahinter steckt letztlich eine tiefe Liebe für andere Menschen – und kein Hass.