Huione aus Kambodscha wird zum größten digitalen Schwarzmarkt aller Zeiten – und gibt eigenen Stablecoin heraus

Es war nur eine Frage der Zeit, bis kriminelle Plattformen beginnen, ihre eigenen Dollar zu schöpfen. Mit Huione und dem Stablecoin USDH ist es nun soweit.

Huione Guarantee ist ein Online-Schwarzmarkt, der über eine Vielzahl von Telegram-Kanälen operiert. Die chinesischsprachige Plattform kommt aus Kambodscha und wird vor allem für Geldwäsche und Betrug, aber auch für den Handel mit Equiment der Sklavenhaltung verwendet, etwa elektronische Fußfesseln.

Huione Guarantee stieg in den letzten Jahren zum weltweit größten Schwarzmarkt auf, indem es vor allem die kriminelle Branche im „Goldenen Dreieck“ Südostasiens bedient, einem Umschlagplatz für Drogen, Betrug und Menschenhandel.

Die übliche Währung von Huione sind die Tether-Dollar USDT. Seit aber Tether im vergangenen Jahr knapp 30 Millionen Tether von Huione eingefroren hat, sieht sich die Plattform nach Alternativen um. Mit USDH hat die Huione Group, die Mutterfirma des Marktplatzes, einen eigenen Stablecoin herausgegeben, der, so die Gruppe, „das übliche Einfrieren und die Transfer-Restriktionen traditioneller digitaler Währungen vermeidet.“

Der Stablecoin läuft auf Ethereum, BSC und Tron wie auch Huiones eigener Blockchain Huione Chain, auch bekannt als Xone Chain. Daneben hat Huione eine eigene Wallet und eine dezentrale Börse gestartet, auf der man USDH gegen andere Kryptowährungen tauschen kann. Den Smart Contract des Coins habe ich nicht gefunden. Plattformen wie Coingecko zeigen unter USDH einen auf Solana laufenden Stablecoin des Hubble Protocols an, auf Etherscan habe ich zwar einen Huione Guarantee zugeschrieben Stablecoin USDH gefunden, der mit einer Anzahl voin einer Milliarde Token zwar passen würde, aber im Transaktionsgeschehen wenig plausibel wirkt. Eventuell werden die Coins von verschiedenen Smart Contracts verwaltet und bewusst opak gehalten.

Das erschreckend Besondere an Huione Guarantee ist, dass der Marktplatz nicht, wie andere Darknet-Märkte, aus der Anonymität heraus geführt wird. Stattdessen ist er regulärer Teil der Huione Group, ein kambodschanisches Finanzunternehmen, das auch in Versicherungen, Fluggesellschaften und Immobilien involviert ist. Einer der Direktoren von Huione, Hun To, ist nicht nur der Cousin des Premierministers in Kambodscha, sondern pflegt auch Verbindungen zum organisierten Verbrechen in China.

Selten fand das Darknet so sehr im Tageslicht statt. Dass Tether Coins von Huione eingefroren hat, scheint dem Marktplatz nicht ernsthaft geschadet zu haben. Dem Analysten Elliptic zufolge legte das Zahlungsvolumen auch danach kräftig zu und erreichte im vierten Quartal 2024 sogar mehr als vier Milliarden Dollar. Huione Guarantee ist mit einem Umsatz von insgesamt 24 Miliarden Dollar der größte digitale Schwarzmarkt aller Zeiten, noch weit vor dem früheren Champion Hydra aus Russland.

Ranking der größten Online-Schwarzmärkte nach Elliptic.

Ein zentrales Verbrechen für Huione ist offenbar der „Pig Butchering Scam“. Bei dieser Spielart des Betrugs werden die Opfer über intime Chats so lange eingelullt, bis sie sich, von romantischen Gefühlen vernebelt, darauf einlassen, in eher nebenbei erwähnte Investments einzusteigen. Auf Huione werden nicht nur die Erlöse des Betrugs gewaschen, sondern auch die Gerätschaften verkauft, die notwendig sind, um verschleppte Sklaven aus China, Malaysia und Vietnam zu kontrollieren, die den Betrug ausführen, etwa im „Golden Fortune Science and Technology Park“ an der südlichen Grenze Kambodschas.

Elliptic hat nach eigenen Angaben tausende von Wallets identifiziert, die mit Huone Guarantee in Verbindung stehen. Diese haben Kryptowährungen im Wert von 89 Milliarden Dollar empfangen, wobei nicht klar ist, ob dies den aktuellen Wert meint oder den zum Zeitpunkt der Transaktion, was, über die letzten Jahre hin, einen beträchtlichen Unterschied ausmachen kann.

Zwar geht China zunehmend gegen das internationale Verbrechen vor seiner Haustüre vor. Doch in Kambodscha sind neben der Huione Group offenbar auch andere Konglomerate an den dunklen Machenschaften beteiligt, etwa die Prince Group, welche durch direkte Verbindungen zur Regierung des Landes noch Schutz genießt und übrigens als Partnerbank bei Huiones Xone Blockchain gelistet ist. Da die Beziehung zwischen den beiden Ländern zwar in letzter Zeit etwas angekratzt, aber weiterhin von einer starken wirtschaftlichen und militärischen Vernetzung geprägt ist, dürfte sich der Durck durch China vorerst in Grenzen halten.