Einzelaktien oder ETF? Von der Suche nach den Rendite-Nadeln im Heuhaufen

Stockpicker wollen es oft nicht wahrhaben oder argumentieren, dass es ihnen nicht um die Outperformance eines breiten ETFs geht. Aber es stellt sich durchaus die Frage, warum Anleger auf eine deutlich höhere Rendite verzichten möchten, nur um ein Portfolio zu besitzen, das sie selbst zusammengestellt haben. In vielen Fällen wirkt das Stockpicking wie ein teures […] Der Beitrag Einzelaktien oder ETF? Von der Suche nach den Rendite-Nadeln im Heuhaufen erschien zuerst auf ftd.de.

Jan 27, 2025 - 16:25
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Einzelaktien oder ETF? Von der Suche nach den Rendite-Nadeln im Heuhaufen
Nahaufnahme der Nadel im Heuhaufen (Foto: freepik, BillionPhotos) Einzelaktien oder ETF? Von der Suche nach den Rendite-Nadeln im Heuhaufen

Die Nadeln im Heuhaufen finden und halten (Foto: freepik, BillionPhotos)

Stockpicker wollen es oft nicht wahrhaben oder argumentieren, dass es ihnen nicht um die Outperformance eines breiten ETFs geht. Aber es stellt sich durchaus die Frage, warum Anleger auf eine deutlich höhere Rendite verzichten möchten, nur um ein Portfolio zu besitzen, das sie selbst zusammengestellt haben.

In vielen Fällen wirkt das Stockpicking wie ein teures „Hobby“. Wer beispielsweise über einen Zeitraum von 10 Jahren jährlich nur um einen Prozentpunkt hinter dem Markt zurückbleibt, verzichtet insgesamt auf etwa 10 Prozent Rendite.

Bessembinder-Studie: Einzelaktien vs. Index

Hendrik Bessembinder ist ein renommierter Finanzwissenschaftler, der die Renditen von mehr als 25.000 US-Aktien über einen Zeitraum von 90 Jahren (1926 bis 2016) analysiert und die Ergebnisse (PDF) veröffentlicht hat. Dabei legte er besonderes Augenmerk auf die Gesamtrendite jeder Aktie über ihre Lebensdauer, das heißt von der Notierung bis zum Delisting.

Im Gegensatz zu anderen Studien untersuchte er die Rendite der Einzelaktien in Relation zum gesamten Marktportfolio – anstatt der Durchschnittsrendite des Index. Denn die Durchschnittsrendite spiegelt nur die allgemeine Performance des Marktes wider, aber sie berücksichtigt nicht, ob einzelne Unternehmen viel mehr oder weniger zur Rendite beigetragen haben. Es ging um die Frage, wieviel Reichtum einzelne Aktien tatsächlich schaffen – im Gegensatz zur bloßen relativen Rendite des Gesamtmarktes.

Ernüchternde Erkenntnis: Staatsanleihen schlagen Einzelaktien deutlich

Die Bessembinder Studie zeigte deutlich, dass 60 Prozent der Aktien der Rendite von kurzfristigen Staatsanleihen hinterherhinken. Der Grund für die Outperformance gegenüber dem Index liegt in nur 4 Prozent der Aktien begründet. Sie bewegen langfristig den Index nach oben. Ein sehr kleiner Anteil der Aktien erzeugt überproportional viel Wert.

Von den mehr als 25.000 untersuchten Aktien waren es nur die besten 86 Unternehmen, die 50 Prozent des gesamten Werts des US-Aktienmarktes schufen. Aktien wie Apple, Microsoft und Exxon Mobile waren die größten Treiber der Gesamtmarktrendite.

Was sind die Gründe für dieses ernüchternde Ergebnis?

Die Gründe sind komplex und beinhalten die Macht der Innovationskraft, Netzwerkeffekte und die zyklische Natur vieler Unternehmen. Unternehmen wie Apple und Amazon haben ganze Branche revolutioniert und schufen enormen Wert für Aktionäre. Netzwerkeffekte führten zu enormen Skaleneffekten und Marktanteilsgewinnen sowie exponentiellen Gewinnwachstum.

Andere Unternehmen und Branchen sind jedoch von Zyklik und Regulierungen betroffen. Diese Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, langfristig konstant hohe Renditen zu erzielen. Exxon konnte als Zykliker nur aufgrund seiner Skaleneffekte und Verhandlungsposition die Wettbewerbsfähigkeit sichern und von steigenden Marktanteilen profitieren.

Hinzu kommt die beeindruckende Dividendenhistorie, die viele langfristige Anleger anzog und das Vertrauen in Exxon stärkte. Generell haben Aktien, die längerfristig bestehen, eine höhere Chance, zu Superaktien zu werden.

Die besten Aktien erzielten durchschnittlich 13,5 Prozent

Die wenigen besten Aktien glänzten zwar mit einer Outperformance zum Index und konnten teilweise über Jahrzehnte eine jährliche Rendite von 10 bis 20 Prozent erzielen, doch im Durchschnitt lag die jährliche Rendite dennoch nur bei bescheidenen 13,5 Prozent. Wer beispielsweise 1965 1 Dollar in Berkshire Hathaway investiert hätte, hätte bis heute über 22.000 US-Dollar erzielt. Der gleiche Betrag, investiert in den S&P 500, hätte nur etwas über 155 US-Dollar ergeben.

Das Problem ist jedoch, solche Superaktien zu finden und in weiterer Folge auch zu halten. Je länger man investiert bleibt, desto stärker wirken sich die Zinseszinseffekte aus, die das Kapital wachsen lassen.

Die Nadeln im Heuhaufen finden und halten

Die Verteilung der Renditen der Einzelaktien ist stark positiv verzerrt. Das bedeutet, dass nur wenige Aktien sehr hohe Renditen brachten, während die meisten Aktien entweder keine oder nur geringe Renditen erzielten. Diese wenigen „Super-Aktien“ sind der Grund, warum ETFs so konstant performen. Outperformer bleiben im Index, während schlechte Unternehmen regelmäßig aussortiert werden oder gänzlich von der Börse genommen werden.

Bei einem konzentrierten Portfolio ist es besonders schwer, eine „Superaktie“ langfristig im Portfolio zu halten, zumal der Anleger nicht nur die Nadeln im Heuhaufen finden, sondern auch durch alle Zyklen halten muss. Anleger neigen dazu, Gewinner frühzeitig zu verkaufen oder Teilgewinne mitzunehmen.

Ein besonders herausragendes Beispiel ist Nvidia, die mit einer annualisierten Rendite von über 30 Prozent über mindestens 20 Jahre die beste jährliche Rendite erzielte. Dies zeigt, dass nicht nur die Zeit entscheidend ist, sondern auch die Fähigkeit, Unternehmen mit starkem Wachstumspotenzial zu halten.

ETFs bieten eine sichere Rendite über Jahrzehnte

Der Hauptpunkt der Studie ist, dass die Auswahl einzelner Aktien wie die Suche nach Nadeln im Heuhaufen ist – man kann große Gewinne erzielen, aber für jede Apple oder Berkshire gibt es viele Verlierer. Für Anleger ist damit die Lektion verbunden, dass aktive Aktienauswahl mit hohen Risiken verbunden ist, und eine breite Diversifikation in ETFs eine viel sicherere Methode ist, um langfristig eine solide Rendite zu erzielen.

 

Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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