Eine kleine Wochenschau | KW02/2025: Warum liegt hier überall Schnee? (Teil 2)
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal. The post Eine kleine Wochenschau | KW02/2025: Warum liegt hier überall Schnee? (Teil 2) first appeared on .
Es schneit den ganzen Tag. Das braucht nach Weihnachten auch kein Mensch. Vor allem ich nicht. Weil ich keine geeigneten Schneebekleidung habe. Ich besitze schon seit so vielen Jahren keine Winterjacke mehr, dass ich mich gar nicht mehr erinnere, wie meine letzte aussah.
Stattdessen ziehe ich zwei Fleece-Jacken übereinander an und darüber zusätzlich eine Art Dufflecoat, der auch schon bessere Zeit gesehen hat, was aber ziemlich lange her ist. Ein Ensemble, das die Kälte nur bedingt abhält und mir obendrein ein leicht michelinmännchenhaftes Aussehen verleiht. Insbesondere wenn in der Adventszeit der Plätzchen- und Stollenkonsum ausgeufert ist.
Meine einzigen gefütterten Stiefel habe ich vor vielen Jahren bei meinen Eltern mitgenommen. Sie gehörten ursprünglich meinem Vater und sind mir etwas zu weit. Alle paar Jahre kaufe ich mir gut gefütterte Thinsulate-Handschuhe, die nach ein paar Wochen nicht mehr auffindbar sind. (Ich habe den Sohn im Verdacht, der sich gegen solche Anschuldigungen vehement verwehrt.) Zurzeit trage ich meine Laufhandschuhe und darüber Fleece-Handschuhe, von denen ich nicht weiß, wie sie in unseren Besitz gelangt sind.
Jeden Winter nehme ich mir vor, im Laufe des Jahres eine warme Jacke zu kaufen. Am besten zum Ende der Saison, wenn sie schön billig sind. Das vergesse ich dann wieder, bis plötzlich im Dezember oder Januar Schnee fällt und ich fröstelnd in meiner Fleece-Jacken-Dufflecoat-Kombi rumlaufe.
Aber dieses Jahr werde ich daran denken. Ganz bestimmt. Oder ich nehme bei meinem nächsten Besuch im Westerwald einfach eine ausrangierte Winterjacke meines Vaters mit.
10. Januar 2025, Berlin
Heute ist Ehrentag der Zimmerpflanze. Diesen Anlass möchte ich nutzen, um unserem Ficus Benjamini zu gedenken. Der ist mehr als 25 Jahre alt, wir haben ihn bei IKEA gekauft, als wir unsere erste Wohnung in Berlin bezogen.
Der Benjamini ist von schlanker Gestalt und spärlichem Wuchs. Weil er sehr sensibel ist. Wenn du ihm zu nahe kommst, wirft er Blätter ab. Wenn du ihn von der Seite anschaust, wirft er Blätter ab. Wenn du an ihn denkst, wirft er Blätter ab. Und wenn du nichts davon tust, wirft er ebenfalls Blätter ab.
Auf Kreta habe ich mal in einem Garten einen Benjamini gesehen mit einem dicken Stamm wie bei einem hundert Jahre alten Baum und einer dicht bewachsenen Krone, durch die kein Sonnenstrahl drang. Ich war erstaunt, dass Benjaminis so aussehen können und hatte Zweifel, dass dieser Riese und das kümmerliche Exemplar in unserem Wohnzimmer tatsächlich miteinander verwandt sind. (Während ich dies schreibe, wirft unser Benjamini wahrscheinlich gerade empört ein paar Blätter ab.)
Aber unser Benjamini hält es seit mehr als einem Vierteljahrhundert bei uns aus. Das hat bisher keine Zimmerpflanze geschafft und zeugt von Resilienz, Ausdauer und Überlebenswillen.
In diesem Sinne: Alles Gute zum Ehrentag der Zimmerpflanze, lieber Benjamini.
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Der Sohn muss ein Paket in einem Kiosk in der Ottostraße abholen. Dort war er noch nie, nach einer Viertelstunde kommt er sichtlich irritiert zurück. In den Spätis, die er kenne, arbeiteten ausnahmslos Araber oder Türken im Späti, erklärt er. „Dann geh ich dort rein, steht da plötzlich ein alter weißer Mann hinter der Theke.“ Der Sohn schüttelt ungläubig den Kopf.
Die Öffnungszeiten seien auch komisch, fährt er fort. Montag bis Freitag von sechs bis 18 Uhr, samstags bis 16 Uhr und sonntags geschlossen. Der Sohn versteht die Welt nicht mehr. Wenn das alle machten, wo könne man dann am Samstagabend um 23 Uhr Energy-Drinks kaufen?
11. Januar 2025, Berlin
In meinem First-World-Problems-Universum ist heute der erste Tiefpunkt des immer noch recht jungen Jahres. Wir räumen Weihnachten zurück auf den Schrank.
Als erstes schmücken wir den Baum ab und stellen ihn runter an die Straße, anschließend verstauen wir die Weihnachtsdeko und den Adventskranz aus dem Flur in die Kisten und stellen sie oben auf unseren Schlafzimmerschrank.
Nun ist es die nächsten acht Wochen dunkel, feucht und kalt. Also, genauso wie im Dezember, aber ohne Vorfreude auf das Weihnachtsfest, ohne besinnliche Stunden mit der Familie und ohne Stollen, Makronen und Dominosteine.
Das einzige, was bleibt, sind Tannennadeln, die du noch Monate in irgendwelchen Ecken und Ritzen findest, sowie die überflüssigen Weihnachtspfunde – Stichwort Stollen, Makronen und Dominosteine –, die dich ebenfalls noch die nächsten Monate begleiten. Schönen Dank auch.
12. Januar 2025, Berlin
Schaue morgens in der Frühe aus dem Schlafzimmer. Die Nacht hat sich noch nicht verzogen und die Straße ist in Dunkelheit gehüllt. Gegenüber geht der Prediger vorbei, über seinen Kopf hält er eine längliche Stablampe, die ihm den Weg erhellt. Ein merkwürdiges Bild.
Möglicherweise ist der Prediger ja unser Licht und unsere Hoffnung in diesen düsteren Zeiten. Wenn er nicht gerade vor dem Kloster steht und die katholische Kirche aufs Übelste beschimpft. (Vielleicht aber auch genau dann.)
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