Diagnose Krebs: Was ich aus der Erkrankung meiner Oma fürs Leben gelernt habe

Es war bis zuletzt ein enges Verhältnis, das unsere Autorin mit ihrer Oma pflegte. Geprägt von jeder Menge Spaß, viel Schokolade – und einer Krebs-Erkrankung. Noch heute sind ihr besonders drei Erkenntnisse präsent.

Feb 6, 2025 - 09:39
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Diagnose Krebs: Was ich aus der Erkrankung meiner Oma fürs Leben gelernt habe

Es war bis zuletzt ein enges Verhältnis, das unsere Autorin mit ihrer Oma pflegte. Geprägt von jeder Menge Spaß, viel Schokolade – und einer Krebs-Erkrankung. Noch heute sind ihr besonders drei Erkenntnisse präsent.

Über die Hälfte unserer gemeinsamen Lebenszeit war meine Oma krank. Es begann mit Brustkrebs, und endete über zehn Jahre später mit Tumorzellen fast im ganzen Körper. So lange hat sie gekämpft. Für sich, für uns. Ihre Familie. 

Ich sehe das Bild noch ganz scharf, wie wir eines Tages im Flur meines Elternhauses standen und alle weinten. "Ich habe keine Lust mehr", wimmerte meine Oma. Verständlich. Sie wollte keine Chemos mehr, keine Perücken, keine Schmerzen. Den Schmerz fühlten wir dafür. Die Welt – unsere Welt – würde ohne sie nicht mehr dieselbe sein. Was zählte mehr? 

Momente wie diese waren in all den Jahren leider keine Seltenheit. Es war ein Auf und Ab, ich erinnere mich gerne an gemeinsame Urlaube und Spielenachmittage nach der Schule. Doch nach kleinen Höhen kamen zuverlässig die Tiefpunkte. Bis meine Oma erlöst wurde, als ich 18 Jahre war.

3 Erkenntnisse meiner Oma fürs Leben

Es war die erste Trauer, die ich so richtig durchlebte. Mein Großvater väterlicherseits starb vorher, da war ich aber erst wenige Jahre alt. Ich kenne ihn mehr durch Fotos, als durch eigene Erinnerungen. Bei meiner Oma war es anders. Wir verbrachten viel Zeit zusammen, erzählten uns unsere Geheimnisse, sie inspirierte mich. Ganz besonders durch ihren Umgang mit der schweren Krankheit. Was ich von ihr gelernt habe, ist bis heute präsent. Und das wird es für immer bleiben.

1. Hilfe annehmen ist nicht schwach, sondern stark

Meine Oma war eine Frau, die stets alles alleine geschafft hat. Haushalt, Care-Arbeit, nebenbei noch einen Job, Sport, Termine. Mit der Krebs-Diagnose änderte sich das. Ihre Kräfte schwanden, sie musste viel liegen. Plötzlich stand mein Opa nach über 50 Jahren Beziehung das erste Mal in der Küche und hat gekocht. Er übernahm alles. 

Doch statt die Fürsorge zu genießen, fiel es meiner Oma extrem schwer, Dinge aus der Hand zu geben. Sie fühlte sich schwach, nicht nur durch die Krankheit, sondern auch, weil sie jetzt Hilfe brauchte. In meinen Augen war es aber so: zusammen waren die Beiden immer unschlagbar. Deshalb ist es nie schwach, Hilfe anzunehmen – sondern eigentlich eine Stärke.

2. Immer im Blick behalten, wofür etwas ist

Fröhlich und voller Kampfgeist – so beschreibe ich meine Oma gerne. Auch, wenn es die besagten Tiefpunkte gab, in denen ihr Schmerz und ihre Müdigkeit überwogen, habe ich sie so in Erinnerung. Wie hat sie es geschafft, trotz der Krebs-Erkrankung über ein Jahrzehnt lang überwiegend positiv zu bleiben?

Ihr Geheimnis: sich Ziele setzen. Sie wollte mit der Familie nach Amerika. Meine Konfirmation erleben. Mein Abitur. Meinen Führerschein und mein erstes eigenes Auto. Gab es zwischen diesen Ereignissen wieder ein Ab, hielt sie sich an der Vorfreude fest. Sie hat alles geschafft.

3. Vorsorgetermine sind Pflicht

Hunderte Male habe ich mich gefragt, wieso es meine Oma treffen musste. Sie rauchte nicht, sie trank nicht, sie war nicht übergewichtig. Doch die Krankheit kann jede:n treffen. Entscheidend ist eine frühe Diagnose, mit der die Heilungschancen verbessert werden können.

Mein Learning: lieber zu früh als zu spät informieren, welche Vorsorgemöglichkeiten es gibt. Sind direkte Angehörige betroffen, können Untersuchungen teilweise schon früher und/oder häufiger wahrgenommen werden. So zum Beispiel bei der Mammographie.