Laut Harvard-Professor: Darum führen Introvertierte häufig tiefere Freundschaften als Extrovertierte

Introvertierte müssen sich oft gegen die verschiedensten Vorurteile wehren, vor allem, was ihr Sozialleben angeht. Ein Soziologe erklärt, warum Introvertierte sogar tiefere Freundschaften formen als Extrovertierte – und was wir uns von ihnen abschauen können.

Feb 7, 2025 - 20:28
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Laut Harvard-Professor: Darum führen Introvertierte häufig tiefere Freundschaften als Extrovertierte

Introvertierte müssen sich oft gegen die verschiedensten Vorurteile wehren, vor allem, was ihr Sozialleben angeht. Ein Soziologe erklärt, warum Introvertierte sogar tiefere Freundschaften formen als Extrovertierte – und was wir uns von ihnen abschauen können.

"Du bist introvertiert? Dann hast du ja sicher keine Freunde" – solche oder so ähnliche Sätze mussten sich wahrscheinlich viele eher introvertierte Menschen schon mal anhören. Denn so lautet schließlich das gängige Vorurteil: Wer introvertiert ist, meidet soziale Kontakte um jeden Preis und ist hoffnungslos überfordert in jeglichen zwischenmenschlichen Situationen.

Soziologe über introvertierte Freundschaften

Natürlich ist da nicht viel dran, denn introvertiert zu sein, bedeutet vor allem, dass die Person ihre Akkus eher durch allein verbrachte Zeit auflädt – im Gegensatz zu Zeit mit anderen, wie es bei den meisten Extrovertierten der Fall ist. Das heißt aber selbstverständlich nicht, dass introvertierte Menschen jede freie Minute mit Me-Time verbringen. Im Gegenteil: Sie haben sehr wohl Freundschaften, und zwar sogar oft besonders tiefe, wie der Soziologe und Harvard-Professor Dr. Arthur Brooks im "mindbodygreen"-Podcast erklärt.

"Introvertierte sind häufig besser darin, echte Freundschaften zu pflegen, auch wenn das Leben mal kompliziert wird", meint er dazu. "Sie haben ein Talent für tiefe, liebevolle Freundschaften mit zwei oder drei Personen."

Qualität vor Quantität

Das scheint also der Knackpunkt zu sein: Introvertierte brauchen genau wie alle Menschen Verbindungen zu anderen. Aber während extrovertierte Personen häufig dazu neigen, sehr viele Freundschaften parallel zu jonglieren, konzentrieren Introvertierte sich eher auf einige wenige Beziehungen. Dafür können diese häufig tiefgründiger sein als die vielen losen Bekanntschaften von Extrovertierten, und sie können ihnen mehr Aufmerksamkeit widmen.

Dazu muss man natürlich sagen, dass Intro- und Extraversion nur die Endpunkte eines Spektrums sind – die meisten Menschen bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Wir haben fast alle sowohl intro- als auch extrovertierte Anteile in uns und sind deshalb vermutlich ambivertiert, also weder zu 100 Prozent intro- noch extrovertiert. Je nach Situation, Gemütszustand und Tagesform kann unser Level an Intro- oder Extraversion schwanken.

Auch Extrovertierte können intensive Freundschaften führen

Hinzu kommt, dass sich solche Persönlichkeitsmerkmale, die mit diesen Eigenschaften einhergehen, nicht verallgemeinern lassen. Es gibt natürlich auch introvertierte Menschen, die nicht besonders gut darin sind, ihre Freundschaften zu pflegen, während einige extrovertierte Personen darin brillieren mögen. Aber Dr. Arthur Brooks konnte in seiner jahrzehntelangen Arbeit als Soziologe diese Tendenzen häufig beobachten.

Bedeutet das nun, dass Introvertierte per se bessere Freund:innen sind als extrovertierte Menschen? Selbstverständlich nicht, auch Personen mit eher extrovertierter Natur können sich ganz wunderbar auf Menschen einlassen und tiefe Verbindungen pflegen. Aber durch ihre häufig ausgeprägte Fähigkeit zur Introspektion und die sehr bewusste Einteilung ihrer Zeit haben viele introvertierte Personen mehr Kapazität für echte, tiefe Freundschaften – zumindest für die wenigen, die ihnen wirklich wichtig sind. Qualität vor Quantität, könnte das Motto lauten, das wir alle uns dafür abschauen könnten.