Gebrochenes Herz: Broken-Heart-Syndrom: Wenn Liebeskummer tatsächlich lebensgefährlich wird

Bei Liebeskummer oder anderen, emotionalen oder körperlichen Ausnahmezuständen, kann es dem Herzen zu viel werden. Es "bricht". Für Betroffene ist das lebensgefährlich.

Jan 27, 2025 - 16:27
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Gebrochenes Herz: Broken-Heart-Syndrom: Wenn Liebeskummer tatsächlich lebensgefährlich wird

Bei Liebeskummer oder anderen, emotionalen oder körperlichen Ausnahmezuständen, kann es dem Herzen zu viel werden. Es "bricht". Für Betroffene ist das lebensgefährlich.

Das Herz, es ist wohl das romantisierteste Organ, das der Mensch sein eigen nennt. Ist man verliebt, verschenkt man es kurzerhand an einen anderen. Bekommt man einen Korb, kann es schon einmal in die Hose rutschen. Und brechen, das kann es sowieso. Letzteres nicht nur metaphorisch. In der Medizin gibt es sogar einen eigenen Begriff für das Syndrom des gebrochenen Herzens: Takotsubo-Kardiomyopathie. Doch was passiert mit dem Herzen wirklich, wenn es "bricht"?

Ilan Wittstein ist Assistenzprofessor für Medizin an der Johns Hopkins Medicine in Baltimore und ein Pionier auf dem Gebiet des gebrochenen Herzens. Von ihm stammt eine der ersten wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Syndrom. Es war im Jahr 1998, Wittstein war damals noch ein junger Oberarzt, als er gleich mehrfach binnen kurzer Zeit mit Patientinnen konfrontiert wurde, deren Herzen eine ungewöhnliche Form aufwies. STERN PAID 41_21 Gesundheit Herz Der Marathon-Muskel 17.30

"Broken Heart Syndrom" nicht nur bei Liebeskummer

"Ich sah drei Patientinnen hintereinander, die alle irgendeine Art von emotional belastendem Ereignis erlebt hatten", so der Mediziner im Gespräch mit "CNN". Bei einer war es der Tod der Mutter, eine andere war in einen schrecklichen Autounfall verwickelt gewesen und der Dritten machte ein überraschendes Wiedersehen zu schaffen. Alle drei Fälle hatten aber etwas gemeinsam. Sie alle seien mit "sehr ähnlichen Echokardiografie-Befunden ins Krankenhaus" gekommen. Die Ultraschalluntersuchung, auch als Herzecho bekannt, gehört zu den Routineuntersuchungen am Herzen.

Demnach hätten die Bilder gezeigt, dass sich die Hauptpumpkammer, also die linke Herzkammer, zu einer seltsamen Form aufgebläht hatte. Eine ähnliche Beobachtung hatten japanische Mediziner bereits 1990 gemacht. Da sie das, was sie sahen, an ein Takotsubo erinnerte, das ist ein Topf, der von japanischen Fischern zum Fangen von Tintenfischen verwendet wird, bekam das Syndrom den Namen Takotsubo-Kardiomyopathie. Als Wittstein Jahre später eben diese Form auf den Ultraschallbildern seiner Patientinnen entdeckte, war die Krankheit in den USA allerdings, erzählt er, noch kaum bekannt – und sei daher wahrscheinlich auch oft verkannt worden.

Das Herz "bricht" in Ausnahmesituationen

Denn die Symptome einer Stresskardiomyopathie, wie das Syndrom auch bezeichnet wird, ähneln denen eines Herzinfarkts: Schmerzen in der Brust, Atemnot, Schwitzen. Allerdings gibt es Indizien, welche die Unterschiede von Herzinfarkt und Takotsubo-Kardiomyopathie sichtbar machen. Denn während oftmals verstopfte Arterien Infarkte verursachen, seien diese bei Wittsteins Patientinnen "makellos" gewesen. Es habe keine Anzeichen von Cholesterin oder Plaque gegeben. Zudem hätten sich die Herzen der Frauen innerhalb von Tagen bis Wochen regeneriert. Dauerhafte Schädigungen des Herzmuskels, wie sie nach Infarkten vorhanden sind, wurden nicht beobachtet. Salz einsparen Tipps 10.31

Vieles ist in Bezug auf das Syndrom noch unklar. Als ursächlich gelten in der Regel jedoch emotionale oder körperliche Ausnahmesituationen vermutet. Besonders betroffen sind demnach Frauen in der Menopause. Zudem fand ein Wissenschaftlerteam unter Leitung des Kardiologen Ingo Eitel vom Universitären Herzzentrum Lübeck bei einer Studie Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten und die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an dem Syndrom erhöhen. Etwa zwei Prozent aller Fälle, die zunächst als Herzinfarkt gewertet werden, stellen sich später als Fälle des Syndrom des gebrochenen Herzens heraus. Und: der plötzliche Funktionsverlust des Herzens kann ebenso lebensbedrohlich sein wie ein Herzinfarkt.

Wittstein und Team machten sich daran, dem ungewöhnlichen Gebaren des Herzens nachzugehen und das Phänomen genauer zu  untersuchen. 2005 veröffentlichte das Forscherteam die erste von zwei Arbeiten zu dem Thema. "Wir gaben dem Syndrom den Spitznamen 'broken heart syndrome', weil damals niemand in der Medizin glaubte, dass Emotionen einen so dramatischen Einfluss auf das menschliche Herz haben könnten. Wir wollten das Bewusstsein dafür schärfen", so Wittstein.

Quelle: CNN, DGK, NIH, GCP, BMJ

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