Klarna-Studie: Warum der finanzielle Erfolg nicht über das Fitnessstudio führt
Sportlicher und finanzieller Erfolg hängen zusammen – das suggeriert die Studie des Zahlungsdienstes Klarna. Stimmt das oder steckt dahinter nicht vielmehr das Eigeninteresse des Buy-Now-Pay-Later-Anbieters
Sportlicher und finanzieller Erfolg hängen zusammen – das suggeriert die Studie des Zahlungsdienstes Klarna. Stimmt das oder steckt dahinter nicht vielmehr das Eigeninteresse des Buy-Now-Pay-Later-Anbieters
Je größer die Muckis, desto größer das Depot – das könnte man denken, wenn man die neuste Studie des schwedischen Zahlungsanbieters Klarna liest. Die These: Sportlicher Ehrgeiz und finanzieller Erfolg hängen zusammen. Bei der Online-Umfrage, die Klarna zusammen mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov durchgeführt hat, wurden 2159 Erwachsene nach ihren sportlichen und finanziellen Gewohnheiten befragt.
Das Ergebnis: Personen, die mindestens dreimal pro Woche Sport treiben, verfügen mit höherer Wahrscheinlichkeit über beträchtliche Ersparnisse. So gaben 37 Prozent der Befragten an, 10.000 Euro oder mehr gespart zu haben, während nur 22 Prozent derjenigen, die nie Sport treiben, dasselbe behaupten. Führt der Weg zur finanziellen Freiheit also zunächst ins Fitnessstudio? Capital hat bei einem Verhaltensökonomen nachgefragt, ob in der Studie etwas Wahres steckt.
Ursache unklar
Laut der Klarna-Studie ist das verbindende Element zwischen sportlichem und finanziellem Erfolg die Disziplin. Diese sei laut Karin Haglund, Expertin für Konsumentenforschung bei Klarna, eine übertragbare Fähigkeit: „Menschen, die sich einer Fitness-Routine verschrieben haben, übertragen diese Einstellung oft auf ihr Finanzleben.“ Die Fähigkeit, auf sofortige Belohnungen zu verzichten, könnte demnach „gemeinsamer Nenner zwischen finanzieller und körperlicher Gesundheit“ sein.
Die Idee, dass Menschen mit der gleichen Disziplin, die sie im Fitnessstudio aufbringen, auch ihre Finanzen in den Griff bekommen, ist zwar motivierend, aber auch irreführend. „Anhand der Datenlage lässt sich nicht sagen, ob der sportliche Ehrgeiz die finanzielle Disziplin befördert oder umgekehrt. Es wird nicht klar, was die Ursache und was das Ergebnis ist“, sagt Oscar Stolper, Professor für Behavioral Finance an der Universität Marburg. Eine Korrelation macht eben noch keine Kausalität.
Was erfolgreiche Anleger wirklich ausmacht
Aus der Klarna-Studie geht außerdem hervor, dass Menschen, die ihre sportlichen Aktivitäten tracken, auch dazu tendieren, dasselbe mit ihren Finanzen zu tun. Doch diesem Ergebnis liegt vermutlich ein anderer Einflussfaktor zugrunde als Disziplin: Dass Fitness-Enthusiasten auch oft Finanzplanungstools nutzen, könnte sich zum Beispiel auch auf Einkommen, Bildung oder Technikaffinität zurückführen lassen. „Es gibt es sicherlich eine Reihe von Faktoren, die beide Themen beeinflussen“, sagt Verhaltensökonom Stolper.
Dass sportliche Menschen beim Sparen erfolgreicher seien als Couch-Potatoes, sind laut Klarna-Expertin Haglund Folgen von stärkerer Willenskraft und Planungsfähigkeit: „Die Impulskontrolle, die einen davon abhält, ein Training auszulassen, hilft einem auch, klug hauszuhalten, zu sparen und überlegt einzukaufen.“
Wirklich gute Anleger zeichnen sich allerdings durch andere Dinge aus, zum Beispiel durch Gelassenheit. Stolpers Tipp: Wer erfolgreich sparen und anlegen will, sollte gar nicht weiter ins Depot reinschauen und sich selbst mit Desktop-Login und Zwei-Faktor-Authentifizierung von impulsiven Käufen und Verkäufen an der Börse abhalten. Deshalb rät er auch von allzu häufigem Tracken der Finanzen ab: „Je höher die Frequenz, mit der man sein Depot checkt, desto höher die Gefahr, dass man glaubt, auf irgendwelche vermeintlichen Handelssignale reagieren zu müssen.“
Wichtiger als ein minutiöser Überblick sei für Sparer zudem, dass sie ihr Anlagerisiko breit streuen. Stichwort: Diversifikation. „Wenn man die ernst nimmt, ist das schon ein beträchtlicher Teil des mittel- und langfristigen Anlageerfolgs“, sagt Stolper.
Klarna wirbt mit Studie für eigenes Tools
Am Ende dient die vermeintliche Finanzaufklärung von Klarna allerdings seinem Geschäftsmodell und der Eigenwerbung: Mit den Erkenntnissen aus der Studie bewirbt der Zahlungsanbieter die hauseigenen In-App-Tools zur Budgetplanung. Diese sollen Nutzerinnen und Nutzern helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.
Tatsächlich ist Klarna einer der bekanntesten Anbieter für die bequeme Zahlungsoption „Buy now, pay later“. Jetzt kaufen, später bezahlen – die zeitverzögerte Bezahlung lockt mit niedrigen Raten und späten Fälligkeiten, die in scheinbar ferner Zukunft liegen. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch die Kleinkredite schnell den Überblick über ihre Rechnungen und Verbindlichkeiten verlieren und rasch Schulden anhäufen. Insbesondere junge Menschen tappen zunehmend in diese Überschuldungsfalle. Vermutlich dürfte es für viele Menschen daher die beste Finanzstrategie sein, die Klarna-App zu löschen.
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