Aktienmarkt Japan 2025: der lange Weg zur Rendite nach dem historischen Crash

Warren Buffett betont immer wieder, wie wichtig es ist, den Fokus auf Unternehmensanalysen zu legen und sich nicht von makroökonomischen Schwankungen beeinflussen zu lassen. Peter Lynch untermauert diese Aussage mit seinem bekannten Zitat: „If you spend 13 minutes a year on economics, you’ve wasted 10 minutes.“ Doch die verbleibenden 3 Minuten sollten nicht ignoriert werden. […] Der Beitrag Aktienmarkt Japan 2025: der lange Weg zur Rendite nach dem historischen Crash erschien zuerst auf ftd.de.

Feb 2, 2025 - 23:53
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Aktienmarkt Japan 2025: der lange Weg zur Rendite nach dem historischen Crash
Mount Fujisan schöne Landschaften bei Sonnenuntergang (Foto: freepik, karn2608) Aktienmarkt Japan 2025: der lange Weg zur Rendite nach dem historischen Crash

Japans Aktienmarkt ist wieder attraktiv (Foto: freepik, karn2608)

Warren Buffett betont immer wieder, wie wichtig es ist, den Fokus auf Unternehmensanalysen zu legen und sich nicht von makroökonomischen Schwankungen beeinflussen zu lassen. Peter Lynch untermauert diese Aussage mit seinem bekannten Zitat: „If you spend 13 minutes a year on economics, you’ve wasted 10 minutes.“

Doch die verbleibenden 3 Minuten sollten nicht ignoriert werden. Denn manche makroökonomischen Ereignisse sind nicht bloß kurzfristiger Natur, sondern können die Wirtschaft und den Aktienmarkt über Jahrzehnte hinweg prägen. Japan liefert ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass makroökonomische Faktoren nicht gänzlich zu ignorieren sind.

Japans fatale Wirtschaftspolitik

Japan war in den 1980er-Jahren eine aufstrebende Wirtschaftsmacht. Die Immobilien- und Aktienmärkte boomten und Spekulanten wurden zunehmend angezogen. Damit ging einher, dass Kredite einfach zu erhalten waren und die Blase am japanischen Markt sich immer mehr zuspitzte. Der Nikkei-Index erreichte Ende der 1980er-Jahre seinen Rekordstand von 38.916 Punkten. Erst nach rund 35 Jahren konnte die Marke 2024 erneut durchbrochen werden.

Der Immobilienmarkt lebte ebenfalls von Spekulanten und die Immobilienpreise erreichten exorbitante Höhen, während die Banken großzügig Kredite ohne Kreditprüfung vergaben. Der überhitzte Markt sollte sodann mit steigenden Zinssätzen gebremst werden. Diese Maßnahmen kamen jedoch viel zu spät. Eine fatale Wirtschaftspolitik. Zudem war es nicht nur zu spät, sondern auch viel zu aggressiv. Von 3 Prozent ging es rasch auf 9 Prozent hinauf.

Der Effekt war verheerend. Der Nikkei brach in kurzer Zeit um fast 50 Prozent ein und die Immobilienblase platzte. Es folgte eine jahrelange Stagnation und Deflation, als Resultat einer unzureichenden Fiskal- und Geldpolitik.

Eine toxische Spirale: Schulden, Deflation und Demografie

Der Fall Japans zeigt, wie Fehlentscheidungen nachhaltig Probleme verursachen können und eine Wirtschaft in eine jahrelange Abwärtsspirale versetzen können. Nach dem Platzen der Blase sanken die Preise deutlich. Der Konsum und auch die Investitionen gingen deutlich zurück, da günstigere Preise in der Zukunft erwartet wurden. Die Nachfrage ging weiter zurück und die Deflation war allgegenwärtig.

Zugleich waren Unternehmen mit Schulden überlastet, die sie während der Boomphase aufgenommen hatten. Sparmaßnahmen anstatt Investitionen standen an der Tagesordnung. Letztlich ist Japan bekannt für seine alternde Gesellschaft, aufgrund der langen Lebenserwartung und der geringen Geburtenrate. Ein immer kleinerer Teil der Bevölkerung stand für den Arbeitsmarkt zur Verfügung. Das geringere Einkommen belastete zusätzlich die Nachfrage und die wirtschaftliche Erholung des Landes.

Makroökonomische Maßnahmen müssen als Anleger hinterfragt werden

Als Investor im japanischen Markt wären die letzten Jahrzehnte eher trostlos gewesen. Je nach Einstieg hätte man auch massive Verluste verbuchen müssen und wäre bis heute inflationsbereinigt noch im Minus. Wie gegen Krisen vorgegangen wird, darf nicht ignoriert werden, denn diese Maßnahmen können tiefgreifende Folgen für die Wirtschaft und den Wohlstand einer Region haben.

Jeder Anleger sollte ein Bewusstsein für mögliche makroökonomische Risiken vorweisen und insbesondere bei Überbewertungen und wirtschaftlichem Ungleichgewicht achtsam sein. Staatsanleihen oder ein kompletter Exit aus diesem unsicheren Markt wäre weniger verlustreich gewesen.

Japan: Wo steht das Land heute?

Die Jahrzehnte haben das Land geprägt und sehr vorsichtig werden lassen. Die Unternehmen glänzen mit lupenreinen Bilanzen und haben aufgrund der Geschichte ein hohes Sicherheitsbestreben. Doch für Wachstum benötigt es stets auch eine gewisse Investitions- und Risikobereitschaft.

Die Wirtschaft in Japan zeigt Anzeichen einer Erholung und bietet nun wieder Chancen für Anleger. Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) soll das Wachstum 2025 bei 1,1 Prozent liegen, gegenüber 0,3 Prozent im Jahr 2024. Die Bank of Japan könnte zwar die Zinsen anheben, wenn die Inflation über 2 Prozent bleibt, doch Lohnerhöhungen sollten das Wirtschaftswachstum aufrecht erhalten.

Japans Aktienmarkt ist wieder attraktiv

Laut MSCI soll das Gewinnwachstum 2025 bei 8,5 Prozent liegen, während die Bewertung des japanischen Aktienmarktes im Vergleich zu anderen Regionen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 weiterhin günstig ist. Die Bilanzen der Unternehmen sind gesund und strukturelle Reformen wie mehr Transparenz, Investitionsanreize und Aktienrückkäufe, bieten für Anleger große Chancen bei günstiger Bewertung.

Sollte die Bank of Japan die Zinsen anheben, könnte der Yen zudem aufwerten und für internationale Anleger Wechselkursgewinne bringen. Damit ginge jedoch auch das Risiko einher, dass die fiskalpolitischen Maßnahmen das Wachstum zu stark bremsen. Japan ist zudem stark vom Export abhängig. Ein stärkerer Yen gefährdet das Exportvolumen. Dieses Risiko lässt sich reduzieren, indem primär auf nicht-exportorientierte Unternehmen gesetzt wird.

Nichtsdestotrotz, makroökonomische Schwankungen sind immer Teil des Marktes und sollten nicht mit strukturellen Problemen wie etwa in den 1980er-Jahren verwechselt werden. Wie es Peter Lynch ausdrückte: „If you spend 13 minutes a year on economics, you’ve wasted 10 minutes.“

 

Disclaimer:
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