Softbank-Chef: Trumps neuer KI-Flüsterer – wer ist Masayoshi Son?

Für Donald Trump soll Masayoshi Son den USA zur KI-Supermacht verhelfen – ein Plan ganz nach dem Geschmack des reichsten Japaners

Jan 24, 2025 - 18:18
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Softbank-Chef: Trumps neuer KI-Flüsterer – wer ist Masayoshi Son?

Für Donald Trump soll Masayoshi Son den USA zur KI-Supermacht verhelfen – ein Plan ganz nach dem Geschmack des reichsten Japaners

Befürwortern und Kritikern künstlicher Intelligenz wird dieser Tag wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Am vergangenen Mittwoch lud der frisch vereidigte US-Präsident Donald Trump zu einem besonderen Pressetermin: Im Beisein wichtiger Techunternehmer verkündete Trump die Gründung des KI-Projekts „Stargate“. 

Bis zu 500 Mrd. Dollar sollen in den nächsten Jahren in die Technologie fließen, vor allem in Rechenzentren. Ziel sei es, die USA zur KI-Supermacht zu machen. Zuvor hatte Trump öffentlichkeitswirksam ein Dekret unterzeichnet, mit dem KI-Regulierungen weitgehend abgeschafft werden. Diese gingen noch auf Amtsvorgänger Joe Biden zurück. Techunternehmen genießen nun freie Hand.

„Mein Freund Masa“

NL Die WocheVor allem ein Mann schien den gut 45-minütigen Termin sichtbar zu genießen: Masayoshi Son, Kopf des japanischen Technologieunternehmens Softbank. Er gehörte zu den drei Branchenvertretern, die Trumps Plänen mit eigenen Stellungnahmen Nachdruck verleihen durften. 

Während Oracle-Gründer Larry Ellison und Sam Altman von OpenAI dabei durchweg ernst dreinschauten, zeichnete sich in Sons Gesicht schon zu Beginn ein triumphierendes Lächeln ab. Nicht nur stand der Japaner dem Rednerpult des US-Präsidenten am nächsten; dass er von Trump in dessen Vorrede als „mein Freund Masa“ bezeichnet wurde, dürfte ihm nicht weniger geschmeichelt haben. Auch eine Szene nach Ende des Termins sprach Bände: Beide schlenderten Arm in Arm aus dem Saal. 

Für Masayoshi Son ist der Moment der vorläufige Höhepunkt einer spektakulären Tech-Karriere – und Auftakt zum Verwirklichen eines lang gehegten Traums. Der 67-Jährige steht seit fast einem halben Jahrhundert an der Spitze von Softbank. Obwohl das Unternehmen mit rund 154 Mrd. Dollar den weltweit größten Investmentfonds für Technologie verwaltet, ist Softbank außerhalb der Start-up-Szene nur wenigen ein geläufiger Name. Für Firmengründer Son gilt das erst recht. Dabei hat er mit teils irrwitzigen Wetten eine Reihe von bedeutenden Techfirmen groß gemacht: den Fahrdienstleister Uber, den Co-Working-Anbieter Wework und nicht zuletzt OpenAI – den Entwickler von ChatGPT.

Softbank-Chef folgt „300-Jahres-Plan“

Son wächst ab Ende der 50er-Jahre in bescheidenen Verhältnissen als Teil einer südkoreanischen Einwandererfamilie in Japan auf. Wie sein Vater möchte auch er Geschäftsmann werden. Zu seinen Vorbildern zählt Den Fujita, Herrscher über Japans McDonald’s-Franchise-Reich. Im Alter von 16 Jahren will er angeblich 60-mal vergeblich versucht haben, den Manager ans Telefon zu bekommen. Irgendwann klappt es, und er erhält einen Tipp: Mach etwas mit Computern!

Es ist der Beginn eines steilen Aufstiegs. Nach einem Wirtschaftsstudium in den USA gründete Son 1981 Softbank. Die Firma agiert zunächst als einfacher Softwarevertrieb. „Japans Bill Gates“ wird er genannt, obwohl er kein genialer Softwarearchitekt ist. Son ist ein Verkäufer, ein Dealmaker, ein „japanischer Zocker“, wie ihn die „New York Times“ 1995 nennt

Schon bald wandelt sich Softbank daher zu einem milliardenschweren Tech-Konglomerat. Son investiert in den 90ern etwa früh in den Internetpionier Yahoo, auch an Alibaba ist er beteiligt. Ende der 90er-Jahre ist Sons Firmenreich 180 Mrd. Dollar wert. Für einige Tage sei er der reichste Mann der Welt gewesen sein, erzählt Son oft. Doch dann platzte die Dotcom-Blase.Softbank - der Fall eines Superstars (76809)

Aber Masayoshi Son lässt sich von Niederlagen nicht aufhalten. Softbank folge einem 300-Jahres-Plan, betont er: „Meine Philosophie ist, dass die digitale Revolution die Menschheit glücklicher und produktiver machen wird.“ Also stellt Son seinen Konzern breiter auf: Er kauft sich in den 2000er- und 2010er-Jahren mit milliardenschweren Übernahmen in das Geschäft von Schlüsselbranchen ein – Telekommunikation und Computerchips. 

In der Gründerszene wurde Son in den vergangenen Jahren gar zum Königsmacher: Start-ups, die Softbank finanzierte, konnten nahezu ungehindert wachsen und sich der Konkurrenz entledigen. Viele Unicorns – Start-ups mit Milliardenbewertung – gehen auf Investments seiner Investmentfonds zurück. Nicht immer gehen die Wetten auf: Besonders der spektakuläre Fall des Coworking-Anbieters Wework hat Sons Reputation geschadet. Im Start-up-Winter vor zwei Jahren fuhr Softbank zeitweise mehr als 20 Mrd. Dollar Verlust ein – in einem Quartal.

Masayoshi Son träumt von Superintelligenz

Doch Son wäre nicht Son, wenn er nicht auch auf diesen Absturz mit Stärke reagiert hätte. „Ich habe wirklich sehr geweint“, hat Son einmal über die Zeit gesagt. Mehrere Tage sei das so gegangen. Er habe sich gefragt, wie viele Jahre ihm als Unternehmer noch bleiben. „Ich dachte: Das ist nicht das, was ich wollte. So kann ich meine Karriere nicht beenden.”50 Aktien fürs Leben: Die besten Titel, um langfristig Geld anzulegen - Capital.de

Wie schon nach der geplatzten Dotcom-Blase besann sich der Japaner also auf seinen 300-Jahres-Plan – mit dem Unterschied, dass ihm mittlerweile ganz konkret der Glaube an eine künstliche allgemeine Superintelligenz antreibt, sogenannte AGIs. Künstliche Intelligenzen also, die jene des Menschen weit übertreffen. Ein Szenario, vor dem nicht nur viele KI-Sicherheitsexperten warnen.

Auf einer Konferenz im Oktober 2023 aber erklärte Son: „Ich glaube, dass AGI in den nächsten zehn Jahren Realität wird.“ Er sehe künstliche Superintelligenzen als „Diener“ für die Menschheit. Für Son könnten sie zu einer Gesellschaft „mit weniger Problemen, mehr Lächeln, längerem Leben, ohne Hunger, unnötige Kämpfe und Umweltzerstörung“ beitragen. Deshalb investiere er mit Softbank in die Technologie. Das Projekt „Stargate“ von US-Präsident Trump dürfte für Son nun ein Baustein auf dem Weg dorthin sein.

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