Leerverkäufer: Berüchtigter Shortseller Hindenburg Research stellt Betrieb ein
Der bekannte Shortseller Hindenburg Research will keine Wetten mehr eingehen. Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt Gründer Nate Anderson
Der bekannte Shortseller Hindenburg Research will keine Wetten mehr eingehen. Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt Gründer Nate Anderson
Es war schon spät in Europa, als Nate Anderson am Mittwoch eine sehr persönliche E-Mail versandte. Er schreibe diese aus einer „Position der Freude“; er sei „unbeschreiblich dankbar“, so Anderson. Es sei nicht immer einfach gewesen, doch was er und sein Team bei Hindenburg Research erreicht hätten, wäre weit über seine Vorstellungen hinausgegangen. So weit, dass er niemandem mehr etwas beweisen müsse – und er den berühmten Shortseller daher nun beruhigt schließen könne. Man solle aufhören, wenn es am schönsten ist, würde man wohl im Deutschen sagen.
Die Nachricht schlug in der Finanzwelt ein wie eine Bombe. Bei manchen dürfte sie sogar Freude auslösen – allen voran den vielen Firmen, die Hindenburg ins Visier genommen hatte. Die Liste dieser Ziele liest sich wie das „Who is Who“ der Wirtschaft: Carl Icahn, Gautam Adani, Elon Musk. Meistens war das erfolgreich, beinahe 100 Personen seien im Zuge der Hindenburg-Berichte von Gerichten verurteilt worden, schreibt Anderson. Vor allem die Attacke gegen den indischen Milliardär Gautam Adani verschaffte Hindenburg 2023 große Aufmerksamkeit, wodurch Adani fast 100 Mrd. Dollar Börsenwert verlor.
Hohe Arbeitsbelastung bei Hindenburg
Aber, so habe er mal gelernt: „Ab einem bestimmten Punkt wird aus einer erfolgreichen Karriere nur noch ein selbstsüchtiger Akt“, so Anderson. Es gebe keinen konkreteren Grund als diesen, warum er sein Research-Institut nun schließe. Allenfalls die Arbeitsbelastung noch – die sei extrem hoch gewesen. „Der Plan war, aufzuhören, wenn wir die Pipeline der Ideen, an denen wir gearbeitet haben, abgeschlossen haben“, schrieb Anderson. „Dieser Tag ist heute.“
Short Selling: Was ist ein Leerverkauf?
Der Schwerpunkt des Unternehmens mit Sitz in New York waren aktivistische Leerverkäufe und die Erstellung öffentlicher Berichte, in denen Hindenburg Firmen Betrug und weitere kriminelle Praktiken vorwarf. Die Berichte waren in der Regel das Ergebnis monatelanger Recherchen. Hindenburg arbeitete mit sogenannten Short-Attacken. Ein gängiges Modell, bei dem sich sogenannte Shortseller Aktien, von denen sie glauben, dass der Kurs fallen wird, für einen gewissen Zeitraum leihen, und sie sofort wieder verkaufen. Sie setzen darauf, dass sie die Aktie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen können. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis ist ihr Gewinn.
What's Your Reaction?