Fragen und Antworten: Was Sie zum bald drohenden Tiktok-Verbot in den USA wissen müssen
Bis Ende der Woche muss die populäre Video-Plattform Tiktok in den USA einen neuen Eigentümer haben. Andernfalls droht dort das Aus. Möglicherweise greift Elon Musk zu. Die wichtigsten Fragen und Antworten
Bis Ende der Woche muss die populäre Video-Plattform Tiktok in den USA einen neuen Eigentümer haben. Andernfalls droht dort das Aus. Möglicherweise greift Elon Musk zu. Die wichtigsten Fragen und Antworten
Worum geht es genau?
Es geht um das US-Geschäft von Tiktok. Der chinesische Mutterkonzern Bytedance muss es bis zum 19. Januar verkaufen. Sonst wird die vor allem bei Jugendlichen beliebte Plattform in den USA gesperrt. TikTok hat in den USA 170 Millionen Nutzer, rund die Hälfte der dortigen Bevölkerung.
Warum muss Bytedance verkaufen?
In den USA ist die App zum Politikum geworden und steht unter Spionageverdacht. Verbotsbefürworter sehen in der App eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Sie argumentieren, dass sich die chinesische Regierung Zugang zu Daten von US-Nutzern verschaffen und außerdem Einflusskampagnen auf der Plattform organisieren könne. Vor einigen Monaten hatte der US-Kongress mit einer überparteilichen Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, das Bytedance dazu verpflichtet, das US-Geschäft innerhalb von 270 Tagen zu verkaufen.
Was sagen die Chinesen?
Tiktok und Bytedance weisen die Vorwürfe zurück. Um die Bedenken wegen möglicher Spionage zu zerstreuen, ging Tiktok eine Allianz mit dem US-Technologiekonzern Oracle ein und speichert die Daten seiner US-Nutzer auf Cloud-Servern in den USA. Die Regierung in Peking versichert, in China werde viel Wert auf Datenschutz und -sicherheit gelegt. China habe nie und werde auch nie Firmen um die Offenlegung von Daten bitten, die im Ausland gespeichert seien.
Ist Tiktok in anderen Ländern verboten?
Tiktok ist in Indien seit Mitte 2020 komplett verboten. Das Land begründete dies mit einer Gefahr für die nationale Sicherheit. Auch Nepal hat die Video-App zeitweise verbannt. In zahlreichen anderen Staaten mussten Regierungsvertreter und Staatsbedienstete TikTok von ihren Diensthandys löschen. Auch bei der EU-Kommission ist die App auf diesen Geräten nicht erlaubt.
Wer ist Bytedance?
Das Unternehmen wurde 2012 in China gegründet und steht hinter mehreren Apps, darunter Tiktok. Bytdance ist weltweit führend bei der Entwicklung von Algorithmen, die Nutzern weitere Inhalte vorschlagen und so möglichst lange auf seinen Plattformen hält. Das Unternehmen mit Sitz in Peking wird mit rund 300 Milliarden Dollar bewertet.
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Wem gehört Bytdance?
Einer Tiktok-Mitteilung vom Mai 2023 zufolge halten institutionelle Investoren wie Carlyle, General Atlantic und Susquehanna etwa 60 Prozent der Bytedance-Anteile. Weitere 20 Prozent gehören den Beschäftigten, der Rest sei im Besitz des Gründers Zhang Yiming. Dieser verfüge aber über die absolute Mehrheit der Stimmrechte, sagen Insider.
Welchen Einfluss hat die chinesische Regierung?
TikTok und Bytedance stehen wegen ihrer Nähe zur Regierung in Peking in zahlreichen Ländern unter Spionageverdacht. Wie bei großen chinesischen Unternehmen üblich, hat Chinas regierende Kommunistische Partei eine Zweigstelle bei Bytedance eingerichtet. Die chinesische Regierung hält eine sogenannte goldene Aktie an einem Tochterunternehmen von Bytedance, die ihr Einfluss auf die strategischen Geschäftstätigkeiten des Unternehmens gibt. Außerdem kann die Regierung bei einem Verkauf mitbestimmen: Denn der Algorithmus, der die Videos für die Nutzer auswählt, wurde in China entwickelt. Und Peking verbot die Weitergabe solcher Software ohne spezielle Erlaubnis.
Wird Bytedance Tiktok verkaufen?
Bisher weigerten sich Tiktok und Bytedance, einen Eigentümerwechsel überhaupt zu erwägen. Doch mittlerweile scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Wie „Bloomberg“ und das „Wall Street Journal“ berichten, überdenken die chinesischen Behörden den Verkauf des US-Geschäfts an den Milliardär und Trump-Berater Elon Musk. Auf die Berichte angesprochen, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, er beantworte keine hypothetischen Fragen.
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TikTok bereitet sich einem anderen Bericht zufolge aber wohl auf ein Aus der Videoplattform in den USA am kommenden Sonntag vor. Geplant sei, dass Personen, die versuchten, die App zu öffnen, eine Nachricht sehen, die sie auf eine Website mit Informationen über das Verbot weiterleite, berichtete die Techbranchen-Nachrichtenseite „The Information“ unter Berufung auf Insider. TikTok plane zudem, den Nutzern die Möglichkeit zu geben, alle ihre Daten herunterzuladen, um sie zu sichern. Und wohl auch erst dann, käme ein Verkauf überhaupt infrage, berichtet „The Information“.
Warum ausgerechnet Musk?
Der Tesla-Chef hat nicht nur gute Beziehungen zum künftigen US-Präsidenten Donald Trump, sondern auch zur chinesischen Führung. Für Tesla ist China einer der wichtigsten Absatzmärkte. Musk hat sich häufig mit chinesischen Spitzenbeamten getroffen und sich positiv über das Land und seine Führung geäußert. Während Trump China mit hohen Zöllen droht und seiner Regierung China-Gegner angehören werden, hat Musk etwa die vom gegenwärtigen Präsidenten Joe Biden verhängten Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge kritisiert. Musk hatte sich im April dafür ausgesprochen, dass TikTok in den USA verfügbar bleiben solle.
Was könnte der Plan der Chinesen sein?
„Bloomberg“ zufolge könnte Musks Plattform X die Kontrolle über TikTok US übernehmen und die Geschäfte gemeinsam mit Tiktok führen. Mit mehr als 170 Millionen Nutzern in den USA könnte Tiktok X dabei helfen, Werbetreibende anzuziehen. Musk gründete auch ein separates Unternehmen für künstliche Intelligenz, xAI, das von den riesigen Datenmengen, die von TikTok generiert werden, profitieren könnte. Diese Zugeständnisse könnten die Chinesen zur Voraussetzung machen, um Trump in anderen Streitpunkten kompromissbereiter zu machen.
Was sagt Donald Trump?
Trump hat den Obersten Gerichts gebeten, die Umsetzung des Gesetzes zu verzögern, um nach seinem Amtsantritt am 20. Januar Zeit für eine „politische Lösung“ des Problems zu haben. Derzeit sieht es aber danach aus, dass die Richter an der gesetzten Frist festhalten. Trump hatte sich jüngst gegen ein Verbot der Plattform ausgesprochen und gesagt, er wolle einen Weg finden, um Tiktok in den USA zu belassen. Das Gesetz kann er aber nicht selbst außer Kraft setzen. Medienberichten zufolge erwägen die Chinesen auch, das Verbot in Kraft treten zu lassen und Tiktok im Besitz von Bytedance zu belassen. Nach Trumps Amtsantritt könnten dann die Verhandlungen fortgesetzt werden.
Wie viel ist Tiktok USA wert?
„Bloomberg“ schätzt den Wert des US-Geschäfts auf eine Summe zwischen 40 und 50 Milliarden Dollar. Dem Research-Haus Emarketer zufolge verbuchte TikTok im vergangenen Jahr in den USA Werbeeinnahmen von 12,3 Milliarden Dollar.
Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.
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