Elon Musk: Tesla-Händler: „Als Musk noch nicht verrückt spielte, war es einfacher“
Je näher Elon Musk an Donald Trump heranrückt, desto mehr geraten auch Teslas E-Autos in die Kritik. Zu spüren bekommen das auch Gebrauchtwagenhändler in Deutschland
Je näher Elon Musk an Donald Trump heranrückt, desto mehr geraten auch Teslas E-Autos in die Kritik. Zu spüren bekommen das auch Gebrauchtwagenhändler in Deutschland
Viel stand in den E-Mails nicht, die Sascha Schmitz bekam, ausgefüllt war nur der Betreff. „Schämt euch, für solch ein Unternehmen zu arbeiten!!!“ und „Schämt euch, mit solchen Autos zu handeln!“ stand dort, kurz vor Weihnachten und nur wenige Minuten hintereinander verschickt. „Elon Musk erweist der Marke wirklich einen Bärendienst“, sagt Schmitz am Telefon, „Für uns wäre besser gewesen, Trump hätte verloren – dann hätte Musk sich auf Tesla fokussieren können.“ Der Gebrauchtwagenhändler in Mönchengladbach hat sein Geschäft auf Tesla zugeschnitten und damit gut Geld verdient – aber bekommt nun auch die Schattenseite mit.
Denn seit sich Tesla-CEO Elon Musk laut für US-Präsident Donald Trump starkmacht, Verschwörungserzählungen teilt, sich in den deutschen Wahlkampf einmischt und zuletzt auf offener Bühne mutmaßlich den Hitlergruß zeigte, rücken auch die Autos des Tech-Milliardärs in den Fokus. In der ohnehin gebeutelten E-Autobranche hat keine Marke so stark an Absatz eingebüßt wie Tesla. Die Fahrer kaufen Aufkleber mit „I bought this before Elon went crazy”, Begriffe wie „Tesla-Scham“ machen die Runde. Kürzlich projizierte ein Kunstkollektiv angeblich den Begriff „Heil“ vor das große Firmenlogo an der Tesla-Fabrik in Grünheide.
Besonderer Fokus auf Tesla
Elon Musk polarisiert und hat seiner Marke damit einen massiven Imageschaden beschert. Was heißt das für jemanden wie Schmitz, der sein Geschäft auf dieses gute Image ausgerichtet hat?
„Die Batterie der Autos hat immer noch einen guten Ruf“, sagt Schmitz. „Die meisten Käufer differenzieren da schon.“ Er selber sei eigentlich nie Autofan gewesen – ursprünglich absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann. „Aber Bank war mir zu spießig, ich wollte in den Vertrieb und ein gutes Einkommen.“ Die Wahl fiel auf die Autobranche, zuerst als Verkäufer bei einer Mercedes-Niederlassung. Nach einigen Stationen im Konzern meldete Schmitz vor 15 Jahren seinen eigenen Betrieb als Gebrauchtwagenhändler an – und musste anfangs noch Lehrgeld bezahlen: „Ich habe teilweise defekte Autos gekauft, weil ich es nicht besser wusste“, sagt Schmitz.24-01-25 Bauzins steigt
Inzwischen läuft sein Unternehmen gut. Das liegt auch daran, dass Schmitz ein pragmatischer Geschäftsmann ist. Vor einigen Jahren stellte er komplett auf E-Autos um, insbesondere auf Tesla. Mit dem Unternehmen selbst arbeitet er nicht zusammen. Schmitz kann verschiedenste Modelle anbieten – bei den meisten Gebrauchtwagenhändlern sind es nur zwei oder drei Autos. Medial bekannt machte ihn ein Geschäftsmodell im Jahr 2021, das durch eine Gesetzeslücke möglich war: Schmitz verkaufte Teslas Model 3, nahm die Autos fast zum ursprünglichen Preis sechs Monate später wieder zurück und verkaufte sie weiter ins Ausland. Weil die Autos relativ wertstabil waren und damals noch 6000 Euro Umweltprämie hinzukamen, war es für Schmitz ein gutes Geschäft und für seine Kunden ein geringes Risiko. Der Gesetzgeber hatte es zwar wohl anders geplant, allerdings war es auch nicht verboten und Schmitz sagt, er habe damit viele Menschen an E-Autos heranführen können. „Das war `ne coole Zeit“, sagt er heute und klingt dabei nostalgisch.
Elon Musk ein „politisches Manko“
Heute steht die Marke Tesla massiv unter Druck, das sagt auch Schmitz. In Internetforen, wo sich Teslafahrer wie er vernetzen, ist Musk immer wieder Thema. „Es gibt halt ,zwei‘ Elons, den der die Elektromobilität vorangebracht hat und einen, der seit zwei Jahren eher frei dreht“, schreibt ein Nutzer im Forum „Tesla Fahrer und Freunde“, angeblich die größte deutsche Community. Andere berichten von Anfeindungen, die sie fürs Teslafahren erlebt hätten. „Uns ist das zwar egal, denn wir beide stehen voll zur Marke Tesla und auch zu Elon (wobei wir hier trotzdem nicht alles gut finden), aber ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas für manche die einfach nur ein ,Auto' wollen sehr abschreckend ist.“ Die Moderatoren des Forums haben inzwischen Diskussionen zu Politik und politischen Aussagen verboten, das „betrifft insbesondere die politischen Aktionen von Elon Musk“.
„Elon Musk ist ein politisches Manko für Tesla, klar“, sagt Schmitz. „Als er noch nicht verrückt spielte, war es einfacher.“ Musk habe seine Emotionen nicht im Griff, sei eine komplexe Person. Deswegen komme es immer wieder zu impulsiven Entscheidungen. Tatsächlich hat Musk eine Form des Asperger-Syndroms, bei dem Betroffene in ihren sozialen und kommunikativen Fähigkeiten eingeschränkt sind. „Dass er jetzt so offen die AfD unterstützt, damit haben einige natürlich ein Problem. Aber die anderen Autokonzerne in Deutschland haben auch keine weiße Weste – Stichwort Dieselskandal oder NS-Vergangenheit der Familie Quandt“, sagt Schmitz.ww passives Einkommen
In seinem Geschäft hat sich die Abneigung gegen Tesla nicht bemerkbar gemacht. Im vergangenen Jahr hätten sie rund 700 Autos verkauft, davon über 95 Prozent Tesla. Ein großer Teil davon ging online über den virtuellen Ladentisch, alles ohne Rabatte anzubieten. „Bei Gebrauchtwagen geht es nicht um die politische Einstellung, da wollen die Menschen ein gutes Auto zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis“, sagt Schmitz. Und von dem ist er nach wie vor überzeugt. Er glaubt, dass vor allem die offiziellen Tesla-Stores unter dem Imageschaden leiden.
Deswegen ist Schmitz auch für die kommenden Monate optimistisch, dass das Geschäft gut laufen wird. Anfeindungen werde es aber wohl weiter geben. Denn zuletzt hatte sein Betrieb auf Social Media pausiert – wenn das jetzt wieder losgehe, darauf stellt sich Schmitz ein, werde er wohl einige Kommentare löschen müssen.
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